Greenpeace-Report: Chinas Grenzwerte für gesundheitsgefährdendes Quecksilber weit strenger als EU-Empfehlung
Hamburg, 6. 3. 2015 – In Deutschland und der Europäischen Union drohen gefährlich hohe Schadstoffemissionen aus Kohlekraftwerken. Greenpeace hat die derzeit diskutierten neuen EU-Standards mit bereits geltenden Grenzwerten in den USA, Japan und China verglichen und festgestellt, dass Europa bei Kraftwerksemissionen wie Quecksilber, Schwefeldioxid und Feinstaub weit hinter diesen Ländern zurückzubleiben droht. Auch liegen die vorgeschlagenen Werte um ein Vielfaches über denen der modernsten Kraftwerke. „Die EU ignoriert, wie giftig Kohle ist. Die Standards müssen deutlich verschärft werden, damit gerade in Deutschland mit seinen vielen Kohlekraftwerken die gesundheitsschädlichen Gift-Emissionen gedrosselt werden“, fordert Greenpeace-Energieexperte Tobias Münchmeyer.
Die neuen Standards für den Schadstoffausstoß von Industrieanlagen werden ab März in Brüssel diskutiert und sollen ab dem Jahr 2020 gelten. Der neue Greenpeace-Report „Smoke & Mirrors“ vergleicht die vorgeschlagenen EU-Werte für Schwefeldioxid, Stickoxide, Feinstaub und Quecksilber mit Grenzwerten in den USA, Japan und China, sowie mit den Werten einiger der saubersten existierenden Kraftwerke. Demnach würden die bislang diskutierten EU-Werte 30 Prozent mehr Schwefeldioxid und 80 Prozent mehr Stickoxide erlauben als die entsprechenden Werte in China. Würden die EU-Standards beschlossen, dürften neue Kraftwerke doppelt so viel Feinstaub ausstoßen und fünfmal so viel Schwefeldioxid und Quecksilber wie die effizientesten bestehenden Kraftwerke.
„Die Gesundheit der Menschen darf nicht hinter den Interessen der Kohleindustrie zurück bleiben“, so Münchmeyer. „Die Bundesregierung muss sich in Brüssel für ehrgeizige Grenzwerte einsetzen, wenn sie die Interessen der Bürger schützen will.“
Kohlekraftwerke stoßen nicht nur riesige Mengen klimaschädliches CO2 aus, sie sind auch die größte Quelle gesundheitsschädlichen Schwefeldioxids und Quecksilbers in Europa. Auch große Mengen von giftigem Arsen, Blei und Cadmium finden sich in den Abgasen. Der Feinstaub aus den Kohleschloten verschärft Asthma-Erkrankungen, während das Quecksilber im Blut von tausenden von Neugeborenen in Europa gefährliche Werte erreicht. Die Luftverschmutzung durch Kohlekraftwerke hat im Jahr 2010 zu geschätzten 22.300 vorzeitigen Todesfällen in der EU geführt, wie die Universität Stuttgart für eine Greenpeace-Studie 2013 berechnet hat.
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