Hamburg, 31.03. 2015 – Deutschlands größter Discounter Aldi verpflichtet sich, bis zum Jahr 2020 alle umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien aus der Textilproduktion zu verbannen. Das Unternehmen veröffentlicht heute einen detaillierten Plan zur Entgiftung und reagiert damit auf die Forderungen der Detox-Kampagne von Greenpeace. Mit dem Textilgeschäft setzt Aldi jährlich etwa 2,5 Milliarden Euro um – das sind knapp zehn Prozent des Gesamtumsatzes von 27,5 Milliarden Euro. „Mit billigsten Textilien lockt Aldi Woche für Woche ihre Kunden in die Läden. Jetzt hat Aldi erkannt, dass diese Ware ohne giftige Chemie produziert sein muss“, sagt Kirsten Brodde, Textilexpertin von Greenpeace.
Aldi Nord und Süd hatten schlecht abgeschnitten, als Greenpeace im Herbst Kinderkleidung und Kinderschuhe verschiedener Discounter auf gefährliche Chemikalien getestet hatte (http://gpurl.de/kOGsk). In einem Discounter-Einkaufsratgeber attestierte Greenpeace den in Essen und Mühlheim ansässigen Unternehmen auch umweltschädlichen Rohstoffeinsatz sowie Nachholbedarf bei der Wiederverwertbarkeit der Textilien und bei Sozialstandards.
Nun will Aldi gefährliche Schadstoffe wie Alkylphenolethoxylate (APEO) bis Ende Juni 2016 verbannen. Die Abbauprodukte von APEOs sind hochgiftig für Wasserorganismen. Per- und polyfluorierte Chemikalien, die das Immunsystem und die Fortpflanzung schädigen können, sollen bis spätestens Ende 2016 aus Textilien verschwinden. Aldi will außerdem über das Abwasserproblem aufklären: Damit sich die Bevölkerung im Umfeld der Fabriken über die Chemikalien im Abwasser informieren kann, sollen 80 Prozent der Aldi-Lieferanten ihre Abwasserdaten bis Ende März 2016 offenlegen. Die Verpflichtung bezieht sich auf das gesamte eigene Sortiment an Textilien und Schuhen. Außerdem gehören alle Heimtextilien wie Handtücher oder Bettwäsche dazu. Bis Ende Juni 2016 will Aldi sogar ein Programm für „nachhaltigen Konsum“ aufsetzen.
Mit diesem Schritt schwenkt die Textilherstellung der Discounter insgesamt auf einen sauberen Kurs um. Sowohl Lidl als auch Rewe/Penny und der Hamburger Handelsriese Tchibo haben bereits auf die Greenpeace-Kampagne reagiert und angekündigt, die Produktion zu entgiften. Tchibo will sogar ein Rücknahme- und Recycling-Programm einführen. Dies ist umso bedeutender angesichts des rasant wachsendenden Textilgeschäft der Discounter: Jede Woche werfen die Billig-Supermärkte gewaltige Stückzahlen von Textilien und Schuhen zu Billigpreisen auf den Markt. Aldi ist der neuntgrößte deutsche Modehändler. Auch Lidl und Tchibo zählen zu den Top 10. „Weg vom Viel-und-Billig-Schick – diese Haltung erwarten wir nun auch von den weltweit größten Einzelhändlern Wal-Mart, Carrefour und Tesco“, sagt Brodde.
Bereits 24 international führende Modeunternehmen und sechs italienische Zulieferer haben sich gegenüber Greenpeace verpflichtet, ihre Produktion bis 2020 zu entgiften. Denn die Abwässer der Textilfabriken verunreinigen Gewässer weltweit. In den asiatischen Produktionsländern ist das Problem besonders gravierend. In China sind etwa zwei Drittel der Gewässer mit gefährlichen Chemikalien kontaminiert, vor allem aus der Textilindustrie.
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