Gemeinsame Pressemitteilung von Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), DEEPWAVE, Deutsche Umwelthilfe (DUH), Greenpeace, NABU, Schutzstation Wattenmeer, Whale and Dolphin Conservation (WDC) und WWF
Mit scharfer Kritik reagieren acht deutsche Umweltverbände auf die aktuellen Meeresschutzpläne von Bund und Ländern. „Der vorliegende Entwurf enttäuscht. In dieser Form wird er kaum verhindern, dass Düngemittel, Pestizide und andere Gifte aus der Landwirtschaft oder der Industrie in die Meere gelangen. Maßnahmen zur Beschränkung der Fischerei fehlen, obwohl in Stellnetzen unzählige Schweinswale und Seevögel als Beifang verenden. Selbst in Schutzgebieten dürfte somit weiterhin der Meeresboden mit Grundschleppnetzen umgepflügt werden", kritisieren die Verbände. Den ersten Entwurf eines Maßnahmenkatalogs hatte die Bundesregierung gemeinsam mit den Landesregierungen der fünf Küstenbundesländer Ende März 2015 veröffentlicht. Hintergrund ist die Umsetzung der Europäischen Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie (MSRL).
Bereits 2011 hatte ein regierungseigener Bericht den heimischen Meeren einen schlechten Gesundheitszustand attestiert. Die Umweltverbände legten daraufhin 2014 eine Schattenliste mit Maßnahmen für einen guten Zustand der Meere bis 2020 vor. Die Meere seien überfischt, vermüllt und vergiftet, daher bestehe sofortiger Handlungsbedarf, so die Verbände. Einzelne Maßnahmen seien schnell und einfach umzusetzen. Insbesondere müssten nutzungsfreie Zonen in den Schutzgebieten realisiert werden, die bedrohten Arten als Refugien dienen. Die zuständigen Stellen würden sich jedoch schwertun verbindliche Regulierungen zu formulieren, bemängelten die Verbände.
Als besonders dürftig bezeichneten sie die nun vorgestellten Maßnahmen, um den Nähr- und Schadstoffeintrag in die Meere zu verhindern. Es werde allein auf die EU-Wasserrahmenrichtlinie verwiesen, die den Schutz der Binnengewässer gewährleisten solle, bei der es jedoch ein eklatantes Umsetzungsdefizit gebe. „Der Stand bei der Wasserrahmenrichtlinie lässt wenig Hoffnung aufkeimen. Das Ziel, die deutschen Fließgewässer bis 2015 in einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu führen, wurde bislang nur bei einem Bruchteil erreicht. Weiterhin strömen Unmengen an Düngemitteln und Giften in unsere Flüsse und ins Grundwasser und damit auch in die Meere“, so die Verbände. In der Ostsee seien die Folgen der Überdüngung am deutlichsten zu sehen. Großflächige tote Zonen am Meeresboden und trübes Wasser bedrohten die Unterwasserwelt und schreckten auch zunehmend Touristen ab. Dringend notwendig seien Maßnahmen wie beispielsweise Gewässerrandstreifen von mindestens zehn Metern und Beschränkungen des Düngemitteleinsatzes und der Gülleausbringung.
„Die Bundesregierung muss endlich mehr für die Meere tun als unverbindliche warme Worte. Der Katalog muss dringend überarbeitet werden, damit sich der Zustand unserer Meere wieder verbessern kann“, fordern die Verbände.
Das Programm zur Rettung der Meere steht für die öffentliche Beteiligung offen. Die Unterlagen können unter www.meeresschutz.info heruntergeladen werden.
Nord- und Ostsee: Schattenliste der Umweltverbände
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
vCard herunterladen
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
vCard herunterladen
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
vCard herunterladen
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205724-regierung-muss-beim-schutz-der-meere-nachbessern/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zu den heutigen Kabinettsbeschlüssen für das UN-Hochseeschutzabkommen
Das Bundeskabinett hat heute die beiden Gesetzesentwürfe beschlossen, die Deutschland für die Ratifizierung des UN-Hochseeschutzabkommens benötigt. Franziska Saalmann, Meeresexpertin von Greenpeace...
Greenpeace zu Norwegens Entscheidung gegen die Finanzierung von Tiefseebergbau
Die neue norwegische Regierung hat entschieden, dass bis Ende 2029 keine Gelder für den Tiefseebergbau zur Verfügung gestellt werden. Daraus folgt, dass die geplante Lizenzvergabe für die Bergbau-A...
Greenpeace zeigt mit Simulation : Havarie des Öltankers “Eventin” hätte Ostsee-Ökosysteme schwer beschädigt
Eine Havarie des russischen Öltankers “Eventin”, der im vergangenen Januar stundenlang manövrierunfähig vor der Insel Rügen trieb, hätte die Küsten der Ostseeanrainerstaaten ökologisch schwer besch...
Greenpeace zur 1. Lesung der Änderung des Bundesnaturschutzgesetzes
Der vom Bundeskabinett beschlossene Gesetzesvorschlag zum Verbot von Öl- und Gasausbeutung in Meeresschutzgebieten der Ausschließlichen Wirtschaftszone droht im Bundestag abgeschwächt zu werden. D...
Greenpeace zu den EU-Fangquoten in der Ostsee
Der EU-Rat “Landwirtschaft und Fischerei” hat sich heute auf die Fangquoten für die Ostsee für das Jahr 2026 geeinigt.