Berlin, 27. 5. 2015 – Die Bundesregierung tut zu wenig, um die Bevölkerung vor den Gesundheitsrisiken durch Quecksilberemissionen zu schützen. Vor der Entscheidung über künftige europäische Grenzwerte für Kohlekraftwerke unterstützt die Bundesregierung den schwachen EU-Vorschlag. Demnach dürften Braunkohlekraftwerke, die in Deutschland die Hälfte der Quecksilberemissionen verursachen, künftig zehn Mal mehr Quecksilber ausstoßen als bereits heute technisch möglich ist. Aktuell erlaubt die Bundesregierung Kraftwerksbetreibern sogar Emissionen, die um das 30-fache über dem Stand der Technik liegen. Dabei bestätigt eine neue Greenpeace-Studie „Quecksilber: Die unterschätzte Gefahr“, das Gesundheitsrisiko auch für Menschen in Deutschland. Das giftige Schwermetall steht im Verdacht, die Risiken für Herzinfarkte, Krebs- und Alzheimer-Erkrankungen zu erhöhen. „Die Bundesregierung darf nicht länger zusehen, wie Braunkohlemeiler tonnenweise Quecksilber ausstoßen. Sie muss die Menschen konsequent vor den Giftstoffen aus den Kohleschloten schützen. Das ist rechtlich möglich, wirtschaftlich bezahlbar und gesundheitspolitisch längst überfällig“, fordert Greenpeace-Energieexperte Andree Böhling. (Link zur Studie: http://gpurl.de/3Im5T)
Der Mediziner und klinische Metalltoxikologe Peter Jennrich und Dr. Fritz Kalberlah vom Forschungs- und Beratungsinstitut Gefahrstoffe (FoBiG) haben im Auftrag von Greenpeace die Gesundheitsgefährdung durch Quecksilber untersucht. Die Experten kommen in Ihren Gutachten zu einem eindeutigen Ergebnis. „Deutschland hat ein gravierendes Quecksilberproblem. Die Belastung für Mensch und Umwelt ist deutlich zu hoch und es gibt dramatische Verdachtsmomente, dass Quecksilber neben neurologischen Schäden bei Kindern auch Krankheiten wie Alzheimer begünstigt“, so Kalberlah.
Das Ausmaß und die Bedeutung der chronischen Quecksilberbelastung werden laut Jennrich verharmlost. Schon geringe Quecksilbermengen im Körper könnten in Kombination mit anderen Schwermetallen gravierende Gesundheitsschäden hervorrufen. „Jedes dritte in der EU geborene Baby kommt heute mit zu hohen Quecksilberwerten zur Welt – hier droht ein schleichender Intelligenzverlust. Sichere Aufnahmegrenzwerte für Menschen gibt es nicht. Um die Menschen zu schützen, müssen die Quecksilberemissionen drastisch reduziert werden“, so Jennrich.
Vom 1. bis zum 9. Juni legt die Europäische Union im spanischen Sevilla die künftigen Schadstoffgrenzwerte unter anderem für Kohlekraftwerke für die Zeit ab 2020 fest. Doch die bisherigen Vorschläge bleiben weit hinter den Möglichkeiten und den in den USA schon heute geltenden Grenzwerten zurück. Eine aktuelle Greenpeace-Analyse zeigt, dass sich der Quecksilberausstoß von Kohlekraftwerken bei vergleichsweise geringen Kosten deutlich reduzieren lässt. Während die EU derzeit einen Grenzwert für Braunkohlekraftwerke von bis zu 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Abluft vorschlägt, könnten moderne Filteranlagen den Quecksilberausstoß schon jetzt bis auf ein Mikrogramm reduzieren. Das Nachrüsten würde lediglich mit einem Prozent der Stromerzeugungskosten zu Buche schlagen.
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