Hamburg, 3. 7. 2015 – Greenpeace-Aktivisten sammeln morgen in mehr als 55 Städten Stoffreste für den größten Putzlappen der Welt. Unter anderem in Hamburg, Berlin, Dresden und Freiburg können Passanten auf Stoffresten ihre persönliche Botschaft an Shell schreiben. Der aus tausenden Lappen zusammengenähte Putzlappen soll symbolisieren, wie absurd es ist, zu glauben, die Arktis im Falle eines Ölunfalls säubern zu können. Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund: Shell will in diesem Jahr erneut vor der Küste Alaskas nach Öl suchen. Der genehmigte Zeitraum für die Bohrungen hat vor zwei Tagen begonnen. Sollte Shell Öl finden und fördern, schätzt eine US-Regierungsbehörde (Bureau of Ocean Energy Management) die Wahrscheinlichkeit für mindestens einen schweren Unfall auf 75 Prozent. „Trotz dieses enormen Risikos setzt Shell skrupellos die sensible Region aufs Spiel,“ sagt Larissa Beumer, Arktis-Expertin von Greenpeace und fordert einen Stopp der Ölsuche.
Shell gefährdet bereits mit den Probebohrungen tausende Wale und Robben. Die enorme Lärmbelastung unter Wasser durch seismische Tests, Bohrungen und Eisbrecher kann zur tödlichen Gefahr werden für viele, zum Teil bereits gefährdete Arten. Laut einer US-Behörde (National Marine Fisheries Service) darf der Ölkonzern in diesem Sommer 1662 Belugawale, 1038 Grönlandwale und 834 Grauwale stören sowie mehr als 25.000 Ringel- und 1722 Bartrobben, außerdem geringere Zahlen weiterer Arten. Unterwasserlärm stört die Kommunikation und Orientierung der Meeressäuger und könnte die Tiere aus ihren bevorzugten Futtergebieten vertreiben. Im Extremfall kann es sogar zu Todesfällen oder Massenstrandungen kommen.
Bereits 2012 hat Shell in der Arktis nach Öl gesucht. Damals kam es zu mehreren schweren Unfällen vor der Küste Alaskas. Deshalb musste der Konzern in den vergangenen beiden Jahren seine Probebohrungen aussetzen. Bei der aktuellen Ölsuche ist auch das Bohrschiff “Noble Discoverer“ wieder mit dabei. Erneut fällt das Schiff durch technische Unzulänglichkeiten auf. Nach einer Inspektion Mitte April dieses Jahres durch die US-Küstenwache mussten Techniker ein defektes Gerät austauschen, welches auch 2012 schon fehlerhaft war. Bei einer weiteren Inspektion am 20. Mai wurden ein Dutzend weitere Auflagenverstöße festgestellt. Die Notfallausrüstung für einen möglichen Ölaustritt wurde von Shell noch nie unter arktischen Bedingungen getestet. Ein erster Test der Notfalltechnik in den Gewässern Washingtons im März wurde von den zuständigen US-Behörde (Bureau of Safety and Environmental Enforcement) zuerst als erfolgreich bestätigt, später wurden jedoch Zweifel bekannt. Diese wurden von der Behörde jedoch erst veröffentlicht, nachdem Greenpeace auf Grundlage des Freedom of Information Acts die Herausgabe der Informationen beantragt hatte.
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