Berlin, 8. 9. 2015 – Gegen die Verunreinigung des Berliner Trinkwassers mit Sulfat aus Braunkohletagebauen in der rund 150 Kilometer entfernten Lausitz protestierten Greenpeace-Aktivisten heute im Berliner Rathaus. Die Umweltschützer platzierten im Foyer einen 50 mal 50 Zentimeter großen Glaswürfel mit sulfatbelastetem Wasser aus Spreezuflüssen rund um den Tagebau Welzow-Süd I. Auf Bannern fordern sie von Bürgermeister Michael Müller (SPD): „Unser Trinkwasser retten! Braunkohle stoppen“. Die Sulfatbelastung der Spree überschreitet schon heute den Berliner Grenzwert für Trinkwasser von 240 Milligramm pro Liter (mg/l). Sie stiege weiter an, sollten neue Vattenfall-Tagebaue wie Welzow-Süd II hinzukommen. „Berlin und Brandenburg können weitere Tagebaue in der Lausitz noch stoppen“, sagt Greenpeace-Energieexperte Niklas Schinerl. „Bürgermeister Müller darf nicht zulassen, dass die Berliner die Zeche zahlen für den zerstörerischen Braunkohleabbau in Brandenburg.“
Braunkohle schadet nicht nur dem Klima, sondern auch dem Trinkwasser durch ständig steigende Sulfateinleitungen. Bei aktuellen Messungen rund um den Tagebau Welzow-Süd I in der vergangenen Woche haben Greenpeace-Aktivisten Werte von bis zu 847 mg/l festgestellt. Von 16 Wasserproben waren 12 mit mehr als 800 mg/l Sulfat verunreinigt. In seiner Wasserrechtlichen Erlaubnis für Vattenfall ging Brandenburg noch im Jahr 2008 von einer Belastung von höchstens 600mg/l aus. Das Landesbergamt stellte dort auch fest, dass eine Technologie für die Abtrennung von Sulfat weltweit nicht existiert. Auch die beiden Proben der Spree in Berlin überschritten den Grenzwert für Trinkwasser von 240 mg/l. Ähnlich alarmierende Werte hatte Greenpeace bereits vor einem Jahr in dieser Region gemessen.
Die Sulfatbelastung der Spree ist morgen auch Thema einer gemeinsamen Landesplanungskonferenz mit dem Brandenburger Ministerpräsidenten Dietmar Woidke (SPD). Greenpeace fordert Müller auf, die geplanten Tagebaue Welzow-Süd II und Jänschwalde Nord zu verhindern. Berlin gewinnt sein Trinkwasser zu 80 Prozent aus Oberflächenwasser. Zuviel Sulfat darin kann vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern zu Durchfall und Erbrechen führen. Es führt darüber hinaus zu verstärkter Korrosion am Beton der Abwasserschächte in der Berliner Kanalisation.
Immer teurere Massnahmen zur Sicherung der Trinkwasserqualität befürchten auch die Berliner Wasserwerke. Schon im Jahr 2012 schlugen sie öffentlich Alarm. Bisher ohne Erfolg. „Berlin kämpft schon heute um seine Trinkwasserqualität. Es ist absurd, dass weiterer Braunkohleabbau geplant wird, wenn man selbst die bisherigen Folgen nicht beherrscht“, sagt Niklas Schinerl.
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