Hamburg, 11.10.2015 – Nach der Interessensbekundung von Greenpeace Schweden an Vattenfalls Braunkohlegeschäft in Deutschland wurde die Umweltorganisation nun offiziell für den weiteren Prozess akzeptiert. Die mit dem Vattenfall-Verkauf betraute US-amerikanische Bank Citigroup hat Greenpeace Schweden eingeladen, bis zum 20. Oktober eine formelle Absichtserklärung, ein so genanntes „Statement of Interest“, abzugeben. Damit reagierte die Citigroup auf ein Schreiben vom 6. Oktober, in dem Greenpeace Schweden um die Zusendung weiterer Informationen zum Verkaufsprozedere des Braunkohle-Geschäfts gebeten hatte. „Wir haben eine Antwort der Citigroup erhalten. Wir werden am 20. Oktober unsere Absichten präzisieren“, sagt Annika Jacobson, Programmdirektorin von Greenpeace Schweden.
Das Verkaufspaket von Vattenfall umfasst die Braunkohlekraftwerke Jänschwalde und Schwarze Pumpe (beide in Brandenburg) sowie das Kraftwerk Boxberg und Block R des Kraftwerks Lippendorf (beide in Sachsen). Diese Kraftwerke stoßen rund 65 Millionen Tonnen CO2-Emissionen im Jahr aus, das ist mehr als der gesamte jährliche CO2-Ausstoß Schwedens. Für den Klimaschutz muss Deutschland aber nach Analyse von Greenpeace bis zum Jahr 2030 aus der Braunkohle und bis 2040 komplett aus der Kohleverstromung aussteigen.
„Die Zeit für die Braunkohle läuft ab. Bevor weiter Menschen enteignet, Dörfer, Natur und Klima zerstört werden, wird Greenpeace alles daran setzen, den Verkauf zu stoppen oder jemanden das Geschäft übernehmen zu lassen, der den Tagebau beendet und den Menschen in der Region eine neue, saubere Zukunft bietet“, sagt Susanne Neubronner, Energieexpertin von Greenpeace Deutschland. „Mit unserer Studie `Vattenfalls Chance´ haben wir gezeigt, wie Vattenfall sozialverträglich ohne den Verlust von Arbeitsplätzen aus der Kohle aussteigen und zu einem grünen Energiekonzern werden kann.“ Greenpeace Deutschland wird keinerlei Spendengelder in das Vattenfall-Geschäft investieren und plant nicht, die Kraftwerke oder Tagebaue weiter zu betreiben.
Am Dienstag bekannten sich auch die beiden tschechischen Energieunternehmen CEZ und EPH öffentlich zu ihrem Kaufinteresse an Vattenfalls deutschem Geschäft. Beide betreiben bereits zahlreiche Kohlekraftwerke und Tagebaue in Tschechien und Deutschland. Sollte einer dieser Konzerne das Braunkohle-Geschäft übernehmen, droht ein Weiterbetrieb der Klimazerstörer auf unabsehbare Zeit. Damit wird die deutsche Energiewende nicht stattfinden. Eine klimafreundliche Lösung zu finden, ist im Vorfeld der Weltklimakonferenz in Paris im Dezember von besonderer Bedeutung. Dort muss auch Schweden Verantwortung zeigen.
Dass der “Klimawandel eine globale Herausforderung von enormer Größenordnung ist“ hat selbst die Citigroup erkannt und zu Beginn dieser Woche neue Umweltrichtlinien für ihre Geschäftspraxis beschlossen. Darin kündigt die Bank an, helfen zu wollen, den Übergang von einer kohlenstoffreichen zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft zu beschleunigen. Zudem verpflichtet sich die Citigroup erstmals dazu, ihre Kreditvergabe an Unternehmen, die Kohlebergbau betreiben, zu reduzieren. Jede Finanz-Transaktion für Kohle fördernde Unternehmen bedarf künftig der ausdrücklichen Zustimmung der Führungsebene.
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