Hamburg, 13. 10. 2015 – Der alltägliche Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide in der industrialisierten Landwirtschaft Europas schadet der Umwelt. Zudem versagt die EU bei Bewertung, Zulassung und Überwachung von Pestiziden. Dies zeigt ein heute europaweit veröffentlichter Greenpeace-Report. Demnach sind weniger Gifte und eine andere landwirtschaftliche Produktion und Agrarpolitik dringend notwendig. Auch weil Pestizide in der Umwelt etwa eine zusätzliche Reinigung von Trinkwasser oder Lebensmittelkontrollen notwendig machen. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann fordert Agrarminister Christian Schmidt (CSU) zum Handeln auf: „Nicht die Allgemeinheit, sondern die Verursacher sollten die verdeckten Kosten tragen. Agrarminister Schmidt muss sich deshalb für eine Pestizidsteuer stark machen.“ Einnahmen einer solchen Abgabe sollten unter anderem die ökologische Landwirtschaft fördern, fordert die unabhängige Umweltorganisation. Zum Report: www.greenpeace.de/pestizide-umwelt-2015
Der Bericht „Europas Abhängigkeit von Pestiziden“ hat wissenschaftliche Studien zu den Umweltauswirkungen von Pestiziden zusammengeführt. In der EU nimmt der Einsatz von Pestiziden zu, so auch in Deutschland. Obstbauern bringen hier in Apfelplantagen im Laufe einer Saison durchschnittlich über 21 Mal Pestizide aus – häufig mehrere Gifte auf einmal. Die Untersuchungen zeigen: Pestizide gefährden die Artenvielfalt und stören natürliche Systeme. Insekten, die Pflanzen bestäuben, sterben, die natürliche Schädlingskontrolle versagt und die Bodenfruchtbarkeit leidet.
Der Greenpeace-Report deckt entscheidende Schwächen bei der Regulierung von Pestiziden in der EU auf. Die Zulassungsverfahren bewerten etwa nur die Wirkstoffe und nicht die Produkte für die Anwendung, obwohl diese häufig deutlich giftiger sind. Sie berücksichtigen nicht die Auswirkungen von Wirkstoffkombinationen und vernachlässigen die zahlreichen Effekte von Agrargiften, die auch mit dem Bienensterben in Verbindung gebracht werden. Unabhängige Studien werden vernachlässigt, Kriterien wie schädigende Wirkungen auf das Hormonsystem nicht konsequent angewandt.
„Unsere Landwirtschaft muss konsequent ökologisch ausgerichtet werden“, so Zimmermann. „Wir brauchen einen grundsätzlichen Wechsel zu einem Wirtschaften mit der Natur statt gegen sie.“ Gefordert ist die Politik: Ökologische Landwirtschaft braucht zuverlässige finanzielle Unterstützung, Subventionen dürfen nicht länger zerstörerische Anbaupraktiken fördern. Agrarsubventionen sind der größte Posten im EU-Haushalt, 2015 machen sie mit 58 Milliarden Euro 39 Prozent des Gesamtetats aus. Pestizide mit besonders gefährlichen Eigenschaften wie bienenschädigende, krebserregende, hormonell wirksame oder auf das Nervensystem wirkende Gifte muss die Politik umgehend verbieten.
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