Hamburg, 15. 10. 2015 – Sieben als wahrscheinlich krebserregend eingestufte Mittel hat Greenpeace auf Blättern, Blüten und heranwachsenden Äpfeln bei exemplarischen Untersuchungen auf Rückstände von Pestiziden gefunden. In der Mitte der Wachstumsperiode waren die Blätter mit Rückständen von bis zu 11 unterschiedlichen Wirkstoffen belastet. Die letzte Stichprobe von Äpfeln wies weniger Wirkstoffe und geringere Mengen auf. Dies zeigt: Apfelbauern spritzen viele Pestizide, zum Ende der Anbausaison nimmt der Gifteinsatz ab. So überschreiten Äpfel im Supermarktregal immer seltener gesetzliche Höchstgrenzen von Rückständen, doch zu viele Agrargifte gelangen in die Umwelt. Sie gefährden nachweislich die Artenvielfalt und Ökosysteme. „Der Gifteinsatz während des Wachstums ist zu hoch. Es reicht nicht, nur die Rückstände von Pestiziden im Endprodukt zu reduzieren“, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. „Die Einführung einer Pestizidsteuer kann ein wichtiger Hebel sein, um den Einsatz von Spritzmitteln zu verringern.“ Zu den Ergebnissen: www.greenpeace.de/zeitreihe-pestizide
Von der Blüte im Mai bis kurz vor der Ernte Ende September 2015 nahm Greenpeace insgesamt 24 Stichproben an zwei Standorten im Obstanbaugebiet Altes Land bei Hamburg, einem der größten deutschen Anbaugebiete für Äpfel. Jeweils sechs Proben für Blätter und Blüten sowie Äpfel ließ die unabhängige Umweltorganisation auf Rückstände von Pestiziden untersuchen. Insgesamt fand das Labor 17 verschiedene Wirkstoffe. In einer Blattprobe betrug die Menge des wahrscheinlich krebserregenden Antipilzmittel Captan, das bis zum Jahr 2001 verboten war und im Apfelanbau gegen Schorf angewendet wird, 193 Milligramm pro Kilogramm (mg/kg) Blätter. Für Äpfel im Verkauf liegt der gesetzliche Grenzwert bei 3 mg/kg. Auf einer Blütenprobe fand sich das bienengefährdende Neonicotinoid Imidacloprid, das eigentlich erst nach der Blüte gespritzt werden darf. Obstbauern spritzen Äpfel im Durchschnitt 21 Mal pro Jahr, häufig mit mehreren Wirkstoffen gleichzeitig.
Der aktuelle Greenpeace-Report „Europas Abhängigkeit von Pestiziden: So schädigt die industrielle Landwirtschaft unsere Umwelt“ zeigt die weitreichenden und schwerwiegenden Auswirkungen auf die Umwelt. (Zum Report: www.greenpeace.de/pestizide-umwelt-2015) Bewertung, Zulassung und Überwachung von Pestiziden weisen in der EU erhebliche Mängel auf. „Wir brauchen dringend eine andere Landwirtschaft. Pestizide bedrohen unsere Gesundheit und belasten unsere Gewässer. Zudem zerstören sie funktionierende natürliche Systeme, die wir zum Leben brauchen“, sagt Huxdorff. „Politik und Landwirte müssen für weniger Pestizide auf dem Acker sorgen. Supermärkte als wichtiger Teil der Lieferkette sollen Einfluss auf die Produktion ausüben.“
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