Hamburg, 22.10.2015 – Viele Projekte der Entwicklungszusammenarbeit zum Schutz der Wälder in Indonesien, Kamerun und DR Kongo sind intransparent und grenzen die betroffene Bevölkerung aus. Das ist das Ergebnis einer von Greenpeace unterstützten Studie, die heute von der Universität Freiburg veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftler analysieren darin zwölf Jahre deutscher bilateraler Entwicklungszusammenarbeit zwischen 2002 und 2014. Insgesamt wurden 89 verschiedene Projekte untersucht. Bei vielen fehlten Informationen zu Evaluierungen und Resultaten. Deutschland gab in dem Untersuchungszeitraum 436 Millionen Euro für den Schutz der Wälder in den genannten Ländern aus. „Die jetzt vorliegenden Empfehlungen der Studie sollten von Entwicklungsminister Gerd Müller berücksichtigt werden. Anstatt über KfW und GIZ staatliche Verwaltungen und die Interessen der Industrie zu fördern, muss künftig stärker mit der einheimischen Bevölkerung vor Ort in den bedrohten Wäldern zusammengearbeitet werden“, fordert Jannes Stoppel, Waldexperte bei Greenpeace.
Einige positive Effekte zeigt die Studie ebenfalls auf. So hat die finanzielle Förderung in den untersuchten Ländern bereits zu besseren Kapazitäten im Forstmanagement auf nationaler und regionaler Ebene beigetragen. Insgesamt bleibt die Entwicklungshilfe jedoch hinter dem politisch gesetzten Ziel von jährlich 0,7 Prozent des deutschen Bruttonationaleinkommens zurück. Derzeit werden ca. 0,4 Prozent für Projekte ausgegeben. Dies reicht nicht aus, um die letzten Urwälder zu schützen. In Indonesien sind die Entwaldungsraten mit 0,8 Millionen Hektar pro Jahr weiterhin hoch und die gesellschaftlichen Konflikte nicht gelöst. Auch in der Demokratischen Republik Kongo werden jedes Jahr 0.3 Million Hektar entwaldet – Tendenz steigend. In Kamerun verschwinden jedes Jahr rund 0,2 Millionen Hektar. Das entspricht ungefähr der doppelten Größe Berlins.
Für den Schutz der Wälder ist die Finanzierung auch im Rahmen der kommenden Klimaschutz-Verhandlungen in Paris ein wichtiges Thema. In den Klimaverhandlungen in Paris im Dezember soll über die für den „Green Climate Fund“ jährlich benötigten 100 Milliarden Dollar entschieden werden. Greenpeace fordert, dass künftig Klimaschutz und Schadensbegrenzungsmaßnahmen stärker finanziert werden, die natürliche Wälder schützen und zerstörte Waldökosysteme wiederherstellen. „Künftig muss die Achtung der Rechte von Indigenen und lokaler Bevölkerung, die Sicherheit ihrer Lebensgrundlagen und der Schutz der Artenvielfalt stärker im Fokus stehen. Klimaschutz im Wald kann nur funktionieren, wenn er künftig mit den Menschen vor Ort entwickelt wird“, sagt Stoppel.
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