Hamburg, 11. 11. 2015 – Auf mindestens 15 Milliarden Euro beziffert eine aktuelle Greenpeace-Studie die gesellschaftlichen Kosten der Braunkohleverstromung in Deutschland – alleine im Jahr 2015. Würden diese Kosten auf den Preis einer Kilowattstunde Braunkohlestrom aufgeschlagen, erhöhte sich dieser um 9,9 Cent auf gut das Dreifache des aktuellen Produktionspreises. In diese Kalkulation hat das Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS) unter anderem die Sanierung ehemaliger Tagebaue und Gesundheitsschäden durch Kohlekraftwerke einbezogen, die bislang auf die Gesellschaft verschoben werden. Zusätzlich werden Vergünstigungen und Ausnahmeregelungen für die Braunkohlewirtschaft erfasst. „Die Mär von der günstigen Braunkohle ist nicht haltbar. Kraftwerke und Tagebaue kosten die Gesellschaft Milliarden, versteckt in Steuerprivilegien, Ausnahmeregelungen und abgeschobenen Folgekosten“, sagt Greenpeace-Energieexpertin Susanne Neubronner. „Es gibt neben ökologischen auch handfeste ökonomische Gründe, sofort mit dem Ausstieg aus der besonders schmutzigen und teuren Braunkohle zu beginnen.“ (Link zur Studie: www.greenpeace.de/kosten-braunkohle)
Obwohl die Kohlekonzerne bislang große Kostenblöcke auf die Gesellschaft abgewälzt haben, stehen sie wirtschaftlich prekär dar. Erst heute hat Deutschlands größter Stromversorger Eon für die ersten neun Monate einen Milliardenverlust bekannt gegeben, hauptsächlich wegen hoher Abschreibungen auf Kraftwerke. Morgen legt RWE Quartalszahlen vor, die laut Analysteneinschätzung ähnlich schlecht ausfallen werden. „Die anhaltenden Wertbereinigungen in den Bilanzen sprechen eine klare Sprache: Mit Kohle lässt sich künftig immer weniger Geld verdienen. Dabei ist ein Großteil der Kosten bislang noch nicht einmal eingepreist“, so Neubronner.
Als mit Abstand größten Posten hat die FÖS-Studie externe Kosten vor allem durch klimaschädliche CO2-Emissionen ausgemacht. Alleine die Emissionen aus deutschen Braunkohlekraftwerken kosten die Gesellschaft gut 13 Milliarden Euro pro Jahr. Der europäische Handel mit CO2-Zertifikaten legt auch gut zehn Jahre nach seinem Start lediglich einen Bruchteil dieser Kosten auf die Kraftwerksbetreiber um. „Die Kohlelobby hat den Handel mit Zertifikaten als Klimaschutzinstrument sabotiert. Statt eines wirkungslosen Scheininstruments brauchen wir deshalb einen politisch klar geregelten Kohleausstieg“, fordert Neubronner.
In Deutschland wächst der öffentliche Widerstand gegen die ungebremste Kohleverstromung. Mehr als 40.000 Menschen haben schriftlich mit einer Greenpeace-Petition einen Verkaufsstopp für Vattenfalls Braunkohlegeschäft in Ostdeutschland gefordert. Dort können tschechische Interessenten bis zu fünf weitere Tagebaue eröffnen. Am 29. November findet in Berlin eine Großdemo unter dem Motto „Klima schützen, Kohle stoppen“ statt, zu der Tausende von Teilnehmern erwartet werden.
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