Hamburg, 23.11.2015 – 5,2 Milliarden Kleidungsstücke haben die Deutschen in ihren Schränken, gut zwei Milliarden oder rund vierzig Prozent davon tragen sie sehr selten oder nie. Die Deutschen sortieren schnell wieder aus – bei Schuhen wird dies besonders deutlich: Jeder Achte trägt seine Schuhe weniger als ein Jahr, kaum einer repariert Kleidung noch. Dieses Bild vom kurzlebigen Umgang der Deutschen mit Mode zeichnet eine repräsentative Umfrage, die Greenpeace beim Institut Nuggets unter 1011 Personen zwischen 18 und 69 Jahren im September 2015 in Auftrag gegeben hat. „Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen und genauso kurzlebig wie Plastiktüten oder Einweg-Geschirr. Das geht zu Lasten der Umwelt und Gesundheit, denn die Kleidung wird mit Hunderten giftiger Chemikalien produziert,“ sagt Greenpeace-Textilexpertin Kirsten Brodde.
Frauen besitzen mit durchschnittlich 118 Kleidungsstücken deutlich mehr als Männer mit 73 Teilen (ohne Strümpfe und Unterwäsche). Immerhin ein Drittel der Deutschen hat aber mindestens doppelt so viele Teile im Schrank. Kleidung muss nicht mehr lange halten, sondern vor allem den schnell wechselnden Trends folgen. Knapp zwei Drittel sortiert Kleidung aus, wenn sie nicht mehr gefällt; ein Drittel will einfach Platz schaffen im Schrank. In das Bild passt, dass das Reparieren aus der Mode gekommen ist: Etwa die Hälfte der Deutschen hat noch nie Kleidung zum Schneider gebracht. Über die Hälfte der 18-29-Jährigen war noch nie beim Schuster. Die meiste Kleidung landet im Müll oder der Kleidersammelbox.
Alternativen wie tauschen, leihen oder verkaufen sind für die große Mehrheit noch immer sehr exotisch: 83 Prozent der Deutschen haben noch nie Kleidung getauscht, zwei Drittel noch nie welche verliehen, über die Hälfte noch nie Kleidung weiter verkauft. Am ehesten geben die Deutschen Kleidung im Bekanntenkreis weiter. „Um den Kleiderkonsum zu drosseln, müssen die einfachen Alternativen Tauschen und Teilen zur täglichen Routine werden wie Zähneputzen,“ sagt Brodde. „Angebote dafür gibt es genug – sei es die Tauschbörse im Internet, der Flohmarkt oder die Kleidertauschparty um die Ecke.“
Trotzdem wünschen sich die Verbraucher mehr Nachhaltigkeit auf Seiten der Textilfirmen. Knapp die Hälfte hätte gern Garantien auf Kleidung oder recyclingfähige Kleidung.
Greenpeace kämpft seit Jahren für eine saubere Textilindustrie. Nachdem sich bereits 32 Firmen von H&M über Adidas bis Lidl auf eine giftfreie Kleidungsproduktion verpflichtet haben, tritt Greenpeace seit diesem Jahr verstärkt für einen anderen Kleidungskonsum ein: Gebraucht statt neu kaufen, reparieren statt wegwerfen, zertifizierte Mode statt billiger Massenware. Nur so kann die Vergiftung der Wasserressourcen vor allem in den asiatischen Produktionsländern gestoppt werden.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 0160-95773965
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
NRW-Umweltministerium untätig: Mikroplastik verschmutzt Gebiet um Industrieanlagen am Rhein
Der Rhein zwischen Köln und Düsseldorf wird offenbar durch den Chemiepark Dormagen zusätzlich mit Mikroplastik verschmutzt, wie neue Messungen von Greenpeace zeigen. Die Ergebnisse der zweitägigen ...
Presse-Einladung: Greenpeace sucht Verursacher von industriellem Plastikmüll im Rhein
Jeden Tag transportiert der Rhein hunderte Millionen Plastikkügelchen in Richtung Nordsee. Bislang wurden jedoch keine Verursacher ausgemacht. Das will Greenpeace jetzt ändern.
Mietende bekommen erstmal Geld aus der CO2-Abgabe zurück: „Ein überfälliger Schritt“
Mit den ab jetzt eintreffenden Nebenekostenabrechnungen werden vielen Mieter:innen die CO2-Abgaben auf ihre Heizkosten vom Vermieter erstattet. Wer sich über Geld freuen kann und warum das gut fürs...
Greenpeace zur vierten Verhandlungsrunde des UN-Plastikabkommens
Die vierte Verhandlungsrunde (INC4) des UN-Plastikabkommens endete mit einem Minimalkompromiss. Lisa Panhuber, Greenpeace-Expertin für Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschutz, kritisiert die andau...
Greenpeace zu UN-Verhandlungen über ein globales Plastikabkommen
Die morgen beginnende vorletzte Verhandlungsrunde (INC4) des UN-Plastikabkommens im kanadischen Ottawa kann zum internationalen Durchbruch gegen Plastikmüll werden.