Hamburg, 30.6.2016 – Deutschland schützt zu wenige seiner Wälder und bewirtschaftet die verbleibenden Wälder vielfach naturfern und intensiv. Dadurch werden internationale Abkommen zum Schutz des Klimas und der Artenvielfalt nur mangelhaft umgesetzt. Dies ist das Fazit zweier Studien zum Zustand der deutschen Wälder, die Greenpeace heute veröffentlicht. Unsere forstlich genutzten Wälder bieten weniger Lebensraum für dort heimische Tiere und Pflanzen, auch weil heimische Bäume wie Buchen durch schnellwachsende Baumarten wie Fichten verdrängt wurden. Bewirtschaftete Wälder lassen zudem zu wenige Bäume alt werden, absterben und als Totholz Lebensraum für Tiere, Pflanzen und Pilze bilden. "Die Länderregierungen müssen endlich ihre Verantwortung für den Klima- und Artenschutz wahrnehmen. Dazu gehört, dass sie mehr Wald schützen und ihre Forstverwaltungen anweisen, die verbleibenden Wälder konsequent nach ökologischen Kriterien zu bewirtschaften. Dies erfordert einen - längst überfälligen - Paradigmenwechsel“, sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace.
In Deutschland ist rund ein Drittel der Tier- und Pflanzenarten bedroht. Gründe dafür sind industrielle Landwirtschaft, aber auch intensive Forstwirtschaft. In der Nationalen Biodiversitätsstrategie hat sich Deutschland verpflichtet bis 2020 fünf Prozent der Wälder sich selbst zu überlassen. Die restlichen Wälder sollen ökologisch nachhaltig bewirtschaftet werden, so dass sie sich zu naturnahen, vielfältigen Waldökosystemen entwickeln können. Nun hat Greenpeace den Fortschritt der Bundesländer beim Waldschutz und der Waldnutzung durch Anfragen auf Basis des Umweltinformationsgesetzes überprüft. Das Ergebnis: Kein Bundesland erfüllt die Ziele der Biodiversitätsstrategie vollständig. Während das Saarland und Schleswig-Holstein auf gutem Weg sind, gibt es in Bayern und Hessen enorme Defizite bei Waldschutz. „Die deutsche Forstwirtschaft verfehlt die nationalen Ziele zur Biodiversität. Die Bundesländer müssen mehr tun, um Pflanzen und Tiere zu schützen. Die Mär vom Schützen durch Nutzen ist aus ökologischer Sicht Augenwischerei und eine Gefahr für die Artenvielfalt und das Klima“, so Hieke.
Das Ergebnis der Greenpeace-Studie wird gestützt durch eine Analyse der jüngsten Bundeswaldinventur (BWI3). Bisherige Analysen der Inventurdaten beschränken sich seitens des zuständigen Bundeslandwirtschaftsministeriums auf zum Teil tendenziöse Äußerungen zum Waldzustand allgemein. Damit wird interessierten Bürgern in Deutschland ein guter Zustand des deutschen Waldes vorgetäuscht. Vor allem der Anteil des Totholzes in den Laubwäldern ist deutlich zu gering. Die Totholzvorräte haben statistisch zwar zugenommen, die Totholz-Qualität, beispielsweise dicke liegende und stehende Laubbäume, aber dramatisch abgenommen.
Auch aufgrund des hohen Holzeinschlags nimmt der Wald seit 1990 immer weniger CO2 auf. Doch um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, wie im Pariser Klimaabkommen vereinbart, braucht es einen weitaus größeren Beitrag der Wälder. „Deutschlands Wälder könnten deutlich mehr Kohlenstoff speichern. Dazu müsste weniger gefällt und mehr wachsen gelassen werden“, so Hieke.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
vCard herunterladen
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
vCard herunterladen
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
vCard herunterladen
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205526-greenpeace-veroffentlicht-bundeslander-rangliste-zu-waldschutz/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace zur Bilanz der Bayerischen Staatsforsten
150 Millionen Euro, die in einem Klimafonds der Bayerischen Staatsforsten liegen, werden nicht entsprechend der Vorgaben des Landeskabinetts von 2019 verwendet. Ursprünglich sollte das Geld dazu di...
Stellungnahme: Brasilien will Tropenwälder mit Milliarden schweren Investitionsfonds retten – Greenpeace sieht die TF...
Brasiliens Präsident Lula kündigte während der UN-Generalversammlung einen Milliardenfonds zum Schutz der Tropenwälder an. Greenpeace kritisiert das Konzept als verbesserungswürdig und fordert, das...
Presseeinladung: Greenpeace demonstriert vor Brandenburger Tor für mehr Waldschutz
Greenpeace demonstriert am 11. September vor dem Brandenburger Tor für besseren Waldschutz. Eine Lichtshow mit dem Schriftzug "Amazonas" soll auf die Bedrohung des Regenwaldes hinweisen. Ziel ist, ...
Greenpeace zu den heute endenden Klimaverhandlungen in Bonn
Die heute endenden UN-Klimaverhandlungen in Bonn bleiben weiter hinter dem nötigen Fortschritt zurück.
Neuer Waldzustandsbericht: Greenpeace fordert sofortigen Einschlagstopp
Greenpeace fordert einen sofortigen Einschlagstopp in Deutschland aufgrund des alarmierenden Waldzustandsberichts 2024. Vier von fünf Bäumen sind ungesund. Die Organisation fordert einen neuen Umga...