Berlin, 5.7.2016 – Gegen die stockende Umsetzung des Pariser Klimaabkommens in Deutschland demonstrieren zehn Greenpeace-Aktivisten heute in Berlin beim Petersberger Klimadialog. Die Umweltschützer haben vor dem Brandenburger Tor, in unmittelbarer Nähe des Veranstaltungsorts, eine sieben Meter hohen Weltkugel errichtet, die in den Abgasen von Kohlkraftwerken zu ersticken droht. „Frau Merkel, Paris bedeutet Kohleausstieg“, steht auf dem Globus. In den Abgasen ist das Gesicht der Kanzlerin zu erkennen. Angela Merkel (CDU) spricht heute auf dem Petersberger Klimadialog vor Vertretern aus 35 Ländern darüber, wie sich das im vergangenen Dezember in Paris beschlossene internationale Klimaabkommen umsetzen lässt. „Die in Paris beschlossenen Klimaziele lassen sich nicht mit den Händen in der Tasche erreichen. Der nun bekannt gewordene Klimaschutzplan der Bundesregierung lässt das Klimaabkommen nicht Wirklichkeit werden, sondern in der Schublade verschwinden“, sagt Martin Kaiser, Greenpeace-Klimaexperte. „Merkel muss das Pariser Abkommen in Deutschland umsetzen, indem sie ein Datum für den Kohleausstieg und verbindlichen Klimazielen für alle Branchen festlegt.“
Das auch von Kanzlerin Merkel als „historisch“ gefeierte Pariser Klimaabkommen findet bislang keinerlei Niederschlag in der Klima- und Energiepolitik der Bundesregierung. Die Bundesregierung schreibt die Leitplanken dieser Politik gerade im Klimaschutzplan 2050 fest. Doch im jüngsten Entwurf des Papiers fehlen verbindliche Klimaziele für Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr oder Land- und Forstwirtschaft. Auch ein Zeitrahmen für den Kohleausstieg fehlt. Zuvor enthaltene Zielwerte wurden auf Druck der Industrie gestrichen. Übrig bleiben unverbindliche Floskeln und Bekenntnisse.
Wie ernst es der Bundesregierung mit ihren Klimazielen ist, entscheidet sich in diesen Tagen in der Lausitz. Dort verkauft der schwedische Staatskonzern Vattenfall seine Braunkohlesparte an einen tschechischen Investor. Dieser kalkuliert mit einem steigenden Bedarf an Braunkohlestrom nach dem vollzogenen Atomausstieg im Jahr 2022. Damit wäre das Scheitern der deutschen Klimaziele besiegelt. Greenpeace fordert, den Verkauf der Kraftwerke und Gruben zu stoppen und diese stattdessen in eine staatliche Stiftung zu überführen, die den Ausstieg organisiert und den Strukturwandel gestaltet. „Wenn Merkel das Pariser Abkommen nicht verraten will, dann muss sie den Vattenfall-Verkauf stoppen und dafür sorgen, dass die Braunkohle im Boden bleibt“, fordert Kaiser.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205518-pariser-klimaabkommen-verlangt-kohleausstieg/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren vor dem Bohrturm in Reichling: “Gas stoppen”!
An Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger richteten sie mit dem Protest in Reichling die Forderung, die Konzession für die Bohrfirma nicht zu verlängern.
Gasbohrung vor Borkum: Vertrag mit Niederlanden verstößt gegen Grundgesetz und Völkerrecht
Der Vertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden zur grenzüberschreitenden Erdgasausbeutung vor der Nordseeinsel Borkum ist verfassungs- und völkerrechtswidrig. Er verstößt sowohl gegen das Pa...
Greenpeace-Stellungnahme zum Bohrbeginn in Reichling
Im oberbayerischen Reichling hat die Gasbohrung begonnen. Das hat die Regierung von Oberbayern bestätigt. Saskia Reinbeck, Klimaschutzexpertin von Greenpeace Bayern, fordert Bayerns Wirtschaftsmini...
Braunkohlekonzern Leag: Analyse warnt vor Finanzierungslücken bei der Rekultivierung der Tagebaue
Der Konzernumbau beim Lausitzer Energiekonzern Leag verschiebt Milliardenrisiken aus dem Braunkohlegeschäft auf die Allgemeinheit, so eine Analyse des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS)...
Greenpeace-Stellungnahme zu bevorstehender Änderung des Kohlendioxid-Speicherungsgesetzes
Sophia van Vügt, Greenpeace-Expertin für Klima- und Energiepolitik, bestreitet, dass CCS dem Klimaschutz hilft.