Hamburg/Seoul, 20.7.2016 – Große Kosmetikfirmen versagen beim freiwilligen Verzicht auf Mikroplastik (sogenannte Microbeads) in ihren Produkten. Das ist das Ergebnis einer Greenpeace-Befragung der 30 größten Hersteller von Kosmetik- und Körperpflegeartikeln. (Zum Ranking.) „Die freiwillige Selbstverpflichtung der Industrie funktioniert nicht. Jeder Hersteller definiert selbst, was er unter Microbeads versteht, auf welche Produkte sich der Verzicht bezieht und in welchem Zeitrahmen er umgesetzt wird. Auch die deutschen Hersteller Beiersdorf und Henkel machen es sich zu leicht“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Plastikexpertin. Mikroplastik schadet Mensch und Umwelt: Die langlebigen Teilchen geraten ungefiltert in Flüsse und Meere, binden häufig giftige Stoffe und landen auch in der Nahrungskette.
Eine Reihe von großen Kosmetikherstellern hat sich mit zunehmender Debatte um die Umweltschädlichkeit von Mikroplastik freiwillig verpflichtet, keine Microbeads mehr zu verwenden. Nun hat Greenpeace auf Basis von Euromonitor-Daten die Selbstverpflichtungen der 30 umsatzstärksten Kosmetikfirmen unter die Lupe genommen. Bewertet wurden Antworten auf Fragen wie: Gibt es eine Selbstverpflichtung, auf Microbeads in Kosmetik- und Körperpflegeprodukten zu verzichten? Ist sie transparent? Gilt sie weltweit für alle Produkte? Welcher Ausstiegszeitraum ist geplant? Wie definiert die Firma Microbeads?
Das Ergebnis des Firmenrankings: Mit 340 von 400 möglichen Punkten teilen sich Beiersdorf, Colgate Palmolive, L Brands und Henkel den obersten Platz, verfehlen aber alle den aus Greenpeace-Sicht akzeptablen Standard. Andere bekannte Hersteller wie L’Oréal (300 Punkte), Procter & Gamble (280), Johnson & Johnson (280) oder GlaxoSmithKline (190) schneiden noch schlechter ab. Auch die Kosmetiksparten von Luxuskonzernen sind weit von umweltfreundlichen Lösungen entfernt; so erreicht etwa Chanel 290 Punkte, die Louis Vuitton Mutter LVMH 210 und Estée Lauder lediglich 120.
Etwa 500 Tonnen Mikroplastik allein aus Polyethylen (PE) werden in Deutschland jährlich in Kosmetikprodukten eingesetzt, etwa als Schleifmittel in Peelings oder Bindemittel in Duschgels, teilt das Umweltbundesamt mit. Aber auch zahlreiche andere Kunststoffsorten wie Polypropylen (PP) oder Nylon finden breite Anwendung. Oftmals ist es schwierig, konventionelle Produkte ohne Mikroplastik zu erkennen. Umweltbewusste Verbraucher sollten deshalb auf Nummer sicher gehen und Naturkosmetik bevorzugen.
Greenpeace fordert von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) eine gesetzliche Lösung für Mikroplastikpartikel bei Verbrauchsgütern, die täglich ins Abwassersystem gelangen – allen voran Körperpflege- und Kosmetikprodukte. „Da die Industrie es alleine nicht schafft, muss die Umweltministerin den Einsatz von Microbeads verbieten – sie sind ohnehin meist völlig überflüssig“, so Schöttner.
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