Hamburg, 7.9.2016 – Das undurchsichtige Firmengeflecht und Geschäftsgebahren des tschechischen Energiekonzerns EPH, der mit seinem Finanzpartner PPF Investments Ltd. die Lausitzer Braunkohlesparte von Vattenfall übernehmen will, beleuchtet Greenpeace in einem aktuellen Dossier. Das „Schwarzbuch EPH“ zeigt, wie brisant diese Übernahme ist. Will Deutschland seine Klimaziele erreichen, muss der Vattenfall-Nachfolger einen geordneten und sozial verträglichen Rückbau des Kohlegeschäfts vorbereiten. Greenpeace belegt jedoch, dass Politik und Region sich diesbezüglich nicht auf die tschechischen Käufer verlassen sollten. „Politisch ist es unverantwortlich, diesen Finanzjongleuren die Braunkohle ohne Auflagen zur Rekultivierung und zur Einhaltung von Klimazielen zu überlassen“, sagt Greenpeace Energieexperte Karsten Smid. „Die Ministerpräsidenten von Brandenburg und Sachsen müssen Sicherheitsleistungen für die Sanierung der Bergbauschäden von EPH verlangen. Sonst verletzen sie ihre Sorgfaltspflicht.“
Wie das „Schwarzbuch EPH“ belegt, stehen hinter Energetický a Průmyslový Holding (EPH) Oligarchen und ein Netz aus Beteiligungsgesellschaften, die als anonyme „Offshore Gesellschaften“ mit beschränkter Haftung in Steuerparadiesen wie Zypern und Jersey firmieren. Ihr Geschäftsmodell ist es, Firmen aufzukaufen und finanziell auszupressen. Dies zeigte sich bereits bei der Übernahme des sachsen-anhaltischen Braunkohlekonzerns Mibrag im Jahr 2009. Gleich nach der Übernahme reduzierte EPH dort massiv die Rückstellungen und will erst nach 2030 mit der „Akkumulation erheblicher Barreserven“ beginnen, wie es im Konzernabschluss der Mibrag-Mutter JTSD Braunkohlebergbau GmbH für das Geschäftsjahr 2014 heißt. Bis 2030 jedoch muss bereits das letzte Braunkohlekraftwerk von Netz gegangen sein, wenn Deutschland seine Zusagen im Klimaschutz einhalten will.
International geriet EPH immer wieder ins Visier von Ermittlungen wie die der europäischen Antitrust-Behörde oder der tschechischen Antikorruptionsbehörde. Aktuell im Fokus der Strafverfolger: der ehemalige Geschäftsführer der Mibrag und Braunkohle-Lobbyist Joachim Geisler. Die Staatsanwaltschaft Bochum ermittelt gegen Geisler wegen Schmiergeldzahlungen im Zusammenhang mit dem Mibrag-Verkauf an EPH. Geisler spielte auch jetzt eine zentrale Rolle bei den Übernahmeverhandlungen von Vattenfalls Braunkohlesparte.
Als Vattenfall-Käufer übernimmt EPH große Verantwortung: Sollen die internationalen Vereinbarungen im Pariser Klimaabkommen erfüllt werden, muss ein Großteil der Kohle im Boden bleiben. Braunkohlekraftwerke müssen dafür in den nächsten 15 Jahren vom Netz gehen. EPH hingegen spekuliert auf künftige Marktchancen der Braunkohle, die heute schon als überholt gelten. Zu befürchten ist, dass Milliardenkosten für die Rekultivierung der Braunkohletagebaue schließlich am Steuerzahler hängenbleiben.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Report “Irrweg CCS”: Verpressen von CO2 ist teuer, riskant und kaum umsetzbar
Kohlendioxid abzuscheiden und im Boden zu verpressen, kann der deutschen Wirtschaft nicht zur Klimaneutralität verhelfen. Zu diesem Schluss kommt der Report “Irrweg CCS”, den das Forschungsbüro Ene...
Greenpeace entdeckt weitere artenreiche Steinstrukturen am Meeresgrund vor Borkum
Weitere artenreich bewachsene Steinformationen, sowie bedrohte Tiere und Pflanzen hat Greenpeace bei Tauchgängen in der Nordsee vor Borkum entdeckt. Die Fundstelle befindet sich weniger als 20 Mete...
Greenpeace-Stellungnahme zu LBEG-Genehmigung für Gasbohrungen in der Nordsee
Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) hat heute trotz vieler Proteste und wichtiger Gründe gegen das Projekt die Bohrungen des niederländischen Konzerns One-Dyas a...
Bäume statt Bohrturm! Greenpeace-Aktivist:innen bepflanzen Bohrplatz in Reichling
17 Greenpeacve-Aktivist:innen haben auf dem gerodeten Bohrplatz im oberbayerischen Reichling zehn Bäume gepflanzt. Das Unternehmen Genexco will dort im September nach Erdgas bohren und hatte die Fl...
Greenpeace-Aktivist:innen beenden Protest auf See nach fast 60 Stunden
Niederländisches Gericht erlässt einstweilige Verfügung