Hamburg, 17. 11. 2016 – Plastik aus Kosmetikprodukten gelangen über die Abwässer in die Umwelt und gefährdet unsere Meere. Darüber und wie Verbraucher Produkte mit festen und flüssigen Kunststoffen inklusive Silikonen künftig vermeiden können, informieren Greenpeace-Freiwillige am Samstag, den 19.11., bei einem bundesweiten Aktionstag. Gruppen in rund 70 Städten nehmen teil, darunter Berlin, München, Hamburg und Stuttgart. Sie zeigen typische Produkte, die Kunststoffe enthalten, sowie Reagenzgläser mit Plastikpartikeln, die sie aus Kosmetik- und Körperpflegeartikeln gefiltert haben. „Viele Menschen wissen nicht, dass sie jeden Tag Mikroplastik aus Make-Up, Peeling oder Duschgel in unsere Flüsse und Meere spülen“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresbiologin. Kleinste Meereslebewesen können Mikroplastik mit Nahrung verwechseln oder unbewusst aufnehmen; so ist es längst in der Nahrungskette angekommen. Einem kompletten Verzicht auf Kunststoffe in ihren Produkten weicht die konventionelle Kosmetikindustrie jedoch aus. „Umweltministerin Barbara Hendricks muss deshalb feste und flüssige Kunststoffe in Produkten verbieten, die täglich ins Abwasser gelangen“, sagt Schöttner. Eine Greenpeace-Petition zum Unterzeichnen liegt am Infostand der Aktivisten aus.
Plastikmüll im Meer stellt ein wachsendes Umweltproblem dar. Ein Greenpeace-Report vom Oktober 2016 zum aktuellen Stand der Mikroplastikforschung listet Funde und Folgen der Plastikbelastung von Fisch und Meeresfrüchten auf. So haben Wissenschaftler Mikroplastik bereits in gängigen Speisefischarten wie Thunfisch, Kabeljau und Makrele, aber auch in Garnelen und Muscheln gefunden. Außerdem zeigen Studien, dass Mikroplastik samt Schadstofflast in der Nahrungskette übertragen oder sogar angereichert werden kann. So landen die Plastikpartikel oder flüssigen Kunststoffe unter Umständen auch auf unserem Teller. Zahlreiche der in Kosmetika eingesetzten Kunststoffe gelten als schwer oder nicht biologisch abbaubar, andere als giftig für wasserlebende Organismen. Für die meisten gibt es jedoch überhaupt keine oder nur sehr lückenhafte Kenntnisse über ihre Umweltverträglichkeit. Das widerspricht aus Greenpeace-Sicht dem Vorsorgeprinzip. „Erste Länder wie USA, Kanada und Großbritannien gehen das Mikroplastik-Problem bereits per Gesetz an. Deutschland muss jetzt mit einer umfassenden Regelung nachziehen“, sagt Schöttner.
Die Naturkosmetik zeigt, dass Produkte auch ohne feste oder flüssige Kunststoffe auskommen. Die Produzenten konventioneller Kosmetik versuchen stattdessen mit einer freiwilligen Selbstverpflichtung, ein Verbot zu verhindern. Bis zum Jahr 2020 wolle man aus der Verwendung von Mikroplastikpartikeln aussteigen. Greenpeace hat die großen Hersteller dazu im Juli befragt und bewertet. Das Ergebnis: Mit der Fokussierung auf die Plastikpartikel macht es sich die Industrie viel zu leicht und ignoriert das Problem flüssiger oder wachsartiger Kunststoffe. Und da es keine offizielle Definition gibt, sucht sich jeder Hersteller nicht nur selbst aus, was genau er unter dem Begriff Mikroplastik versteht, sondern auch, auf welche Produkte sich sein freiwilliger Verzicht bezieht. Das ist aus Greenpeace-Sicht Greenwashing.
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