Hamburg, 25.11.2016 – Für einen kauffreien Tag wirbt am heutigen „Black Friday“ eine „Trash Queen“ in der Hamburger Innenstadt. Ihre sieben Meter lange Schleppe aus Altkleidern symbolisiert die weltweite Menge an textilem Müll: Über 100 Milliarden Kleidungsstücke werden jedes Jahr hergestellt, kurz getragen und weggeworfen. Die globale Textilproduktion hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt. „Schnelllebige Modetrends führen zu riesigen Mengen Textilmüll“, sagt Alexandra Perschau, Textil-Expertin von Greenpeace: „Wir kaufen und entsorgen Kleidung in einem Tempo, das der Planet nicht aushält.“ Die „Altkleider-Königin“ von Greenpeace unterstützt daher den „Buy Nothing Day“, der seit 1992 den Gegenpol zum Schnäppchentag „Black Friday“ bildet. Als Botschafterin für nachhaltigen Modekonsum repräsentiert sie auch die Greenpeace-Textilkampagne „Detox“.
Jeder deutsche Verbraucher kauft im Schnitt jährlich 60 neue Kleidungsstücke. Gleichzeitig wird die Kleidung nur noch halb so lange getragen wie vor 15 Jahren. „Die Trends von heute sind der Müll von morgen“, sagt Perschau. Etwa eine Million Tonnen Textilien werden hierzulande jährlich in die Altkleidersammlung gegeben. Doch die Second-Hand-Märkte sind inzwischen gesättigt und sogar die Länder des Südens verweigern sich dem Textilmüll: 42 Staaten aus Afrika, Süd-Amerika und Asien haben den Import von Altkleidern inzwischen beschränkt oder verboten.
Neben der Masse an verbrauchter Billigmode wird auch deren schlechte Qualität zum Problem. Polyester ist der Treibstoff für Fast Fashion: 60 Prozent der Kleidung besteht inzwischen aus der erdölbasierten Kunstfaser, deren Produktion dreimal mehr klimaschädliches Treibhausgas emittiert als Baumwolle. Mikrofasern aus Polyester verschmutzen Gewässer und sind vor allem wegen ihrer Auswirkungen auf Meereslebewesen brisant. Für Fast Fashion wird Polyester oft mit Naturmaterialien gemischt – damit sind die Stoffe kaum recyclingfähig. Der Textilmüll wird geschreddert und zu Putzlappen, Dämmstoffen oder Isoliermaterial verarbeitet.
Mit der Kampagne „Detox“ überzeugt Greenpeace seit dem Jahr 2011 Modemarken, auf giftige Textilchemikalien zu verzichten. 78 Unternehmen, darunter die Fast-Fashion-Marktführer Zara und H&M, haben sich der Kampagne angeschlossen und wollen bis zum Jahr 2020 auf Schadstoffe in der Herstellung verzichten. Dennoch bringen die Marken jedes Jahr bis zu 24 Kollektionen in ihre Läden, anstatt langlebige und hochwertige Kleidung zu produzieren, die reparierbar und vollständig kreislauffähig ist. Erfolge im Chemikalienmanagement dieser Unternehmen könnten daher durch die wachsende Produktion und den steigenden Konsum überholt werden.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Simone Miller
- Pressesprecherin Mobilität
- simone.miller@greenpeace.org
- 0171-8706647
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Studie belegt: Im Jahr nach dem Atomausstieg sinken CO2-Ausstoß und Strompreise
Die Stromerzeugung in Deutschland verursacht im ersten Jahr ohne Atomstrom weniger Treibhausgase und ist günstiger sowie sicherer geworden als im Vorjahreszeitraum.
Greenpeace-Umfrage: 80 Prozent wollen weniger Plastikproduktion
Eine historische Chance: Die Vereinten Nationen verhandeln über ein verbindliches globales Abkommen gegen Plastikverschmutzung. Die vierte Verhandlungsrunde findet Ende April 2024 im kanadischen Ot...
Greenpeace-Recherche: Fast Fashion-Kleidung verschmutzt als Plastikmüll die Umwelt in Ghana
Protest zur Fashion Week am Brandenburger Tor
Lula bei Scholz: Greenpeace-Aktive demonstrieren mit “Geschenken” vor Bundeskanzleramt
Geplanter EU-Mercosur-Deal widerspricht Zielen der UN-Klimakonferenz für mehr Klimaschutz. Anlass für den Protest ist der Besuch des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva.
Greenpeace-Report: EU-Mercosur-Abkommen würde Handel mit Wegwerfplastik steigern
Während Regierungen weltweit über ein Abkommen verhandeln, das die globale Plastikflut stoppen soll, versucht die EU ein Handelsabkommen abzuschließen, das den Handel mit Einwegplastik, Plastikmüll...