Hamburg, 5.1.2017 – Die breite Mehrheit der Deutschen (83 Prozent) erwartet von den Kosmetikherstellern, dass sie auf Kunststoffe in fester, flüssiger oder anderer Form in ihren Produkten verzichten. Knapp Dreiviertel befürworten sogar ein generelles Verbot von Plastik in Pflegeprodukten. Dies ergab eine repräsentative Umfrage, die das Emnid-Institut im Auftrag von Greenpeace zwischen dem 26.11. und 30.11.2016 durchgeführt hat. Damit schließt die unabhängige Umweltorganisation eine Wissenslücke der Bundesregierung. Diese antwortete auf eine Kleine Anfrage der Grünen vergangene Woche, es lägen „keine Erkenntnisse“ zur Verbraucherakzeptanz von Mikroplastik in Kosmetik vor. „Die Menschen wollen kein Mikroplastik in Tuben und Tiegeln“, sagt Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace. „Plastik belastet die Meere und hat in Kosmetik nichts verloren. Umweltministerin Hendricks muss für ein umfassendes Verbot sorgen.“
Die meisten konventionellen Kosmetika enthalten feste, flüssige oder wachsartige Kunststoffe. Diese gelangen über den Abfluss ungefiltert ins Abwasser und weiter in Flüsse und Meere. Da Plastik biologisch nicht abbaubar ist, zerfällt es in immer kleinere Teilchen. Im Wasser binden sich an die Partikel Schadstoffe in teils hoher Konzentration, die über die Nahrungskette auch auf unseren Tellern landen. Bislang ist nur zertifizierte Bio-Kosmetik frei von Mikroplastik.
Drei Viertel der Befragten würde Kosmetikprodukte nicht kaufen, wenn sie wüssten, dass diese Plastik oder flüssige Kunststoffe enthalten. Doch ebenso viele (75 Prozent) wissen nach eigenen Angaben nicht, wie man dies erkennt. „Kein Wunder, denn als Verbraucher müsste man Chemieexperte sein, um im Kleingedruckten die Kunststoffe herauszulesen“, sagt Maack. Gut vier Fünftel der Verbraucher (84 Prozent) wünschen sich eine eindeutige Produktkennzeichnung. Drei Viertel der Befragten (74 Prozent) sprechen sich sogar dafür aus, dass die Hersteller gesetzlich verpflichtet werden, auf Kunststoffe zu verzichten. „Bislang legen sich die Hersteller ihre freiwillige Selbstverpflichtung so aus, wie es ihnen am besten passt. Wir brauchen ein Gesetz, um Plastik aus Kosmetika zu verbannen“, sagt Maack.
Der sogenannte Kosmetikdialog, ein Industriedeal zwischen Umweltministerium und den Herstellern, regelt einen Teilausstieg aus Mikroplastik. Doch der Plan ist aus Greenpeace-Sicht lediglich eine Minimallösung. So umfasst er beispielsweise lediglich feste Plastikteilchen und ignoriert damit das Problem flüssiger und wachsartiger Kunststoffe, über deren Umweltverhalten es größtenteils noch keine Erkenntnisse gibt. (Weitere Kritikpunkte von Greenpeace.)
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