Hamburg, 4. 4. 2017 – Trotz zahlreicher Qualitätssiegel auf konventionell erzeugtem Fleisch erfährt der Kunde nur wenig darüber, unter welchen Bedingungen das Tier gehalten wurde. Das zeigt ein aktueller Siegel-Ratgeber von Greenpeace für Schweinefleisch. Rund 60 Kilogramm Fleisch jährlich verzehrt statistisch gesehen jeder Deutsche, 37 Kilogramm davon sind Schweinefleisch. Der überwiegende Teil stammt aus industrieller Tierhaltung. „Politik und Handel verschleiern die schädlichen Folgen der Massentierhaltung. Den Schweinen geht es häufig miserabel. Gen-Futter und der Einsatz von Antibiotika sind die Regel“, sagt Stephanie Töwe, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin. „Die gängigen Siegel auf dem Supermarktfleisch geben darüber aber keine Auskunft. Einige Label führen sogar in die Irre.“ Greenpeace fordert eine gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung auf Fleisch wie bei frischen Eiern.
Für den Verbraucher besonders trügerisch ist die „Initiative Tierwohl“ des deutschen Einzelhandels, mit dessen Logo vor allem Lidl und Aldi werben. Die so gekennzeichneten Fleischprodukte stammen jedoch nur zu einem kleinen Teil aus Tierställen der Initiative. Zudem liegen die Vorgaben der „Initiative Tierwohl“ nur geringfügig über den gesetzlichen Mindeststandards. Diese lassen es unter anderem zu, den Schweinen die Ringelschwänze abzuschneiden und sie ohne Tageslicht und Auslauf auf engstem Raum zu halten. Tausende Tiere dürfen Antibiotika erhalten, wenn auch nur ein Schwein erkrankt ist. Bei Fleischprodukten mit einem Bio- oder einem Neuland-Siegel können Verbraucher hingegen davon ausgehen, dass das Tier artgerechter und umweltverträglicher leben durfte.
Eine deutliche Haltungskennzeichnung wie bei frischen Eiern wünschen sich nach einer Greenpeace-Umfrage aus dem Januar 89 Prozent der Verbraucher. Wie das gehen kann, zeigen bereits andere Länder in Europa: Dänemark hat am 1. April eine gesetzliche Haltungskennzeichnung für Schweinefleisch eingeführt. Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) hingegen belässt es derzeit bei Ankündigungen zu einem „Tierwohl-Siegel“, für das es bisher keine konkreten Kriterien gibt. „Wir brauchen eine Kennzeichnungspflicht. Ein weiteres freiwilliges Siegel wird nicht helfen, die Zustände in deutschen Ställen zu verbessern“, so Töwe.
Obwohl in Deutschland der Fleischkonsum zurückgeht, steigt die Produktion für den Export weiter an. Der weltweit wachsende Hunger auf Fleisch und die damit verbundene Massentierhaltung sind mitverantwortlich für die größten Umweltprobleme unserer Zeit wie Klimawandel, Verlust von Wäldern und Artenvielfalt sowie Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden.
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