Düsseldorf, 5.4.2017 – Schulkinder in Düsseldorf sind gefährlich hohen Stickoxidwerten durch Diesel-Pkw ausgesetzt. Zweiwöchige Probemessungen, die Greenpeace vor 18 Grundschulen an größeren Straßen durchgeführt hat, zeigen: Keine der Schulen hat in dieser Zeit den geltenden EU-Grenzwert für Stickoxid von 40 Mikrogramm eingehalten. Das Atemgift Stickoxid (NO2) erhöht die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken und ist vor allem für Kinder gefährlich. „Verkehrspolitik darf nicht auf Kosten der Schwächsten gehen“, sagt Benjamin Stephan, Greenpeace-Verkehrsexperte. „Bürgermeister müssen an besonders belasteten Schulen Kinderschutzzonen durchsetzen – notfalls auch mit Fahrverboten. Es gibt ein Recht auf körperliche Unversehrtheit, aber keines auf freie Fahrt.“ (Zur Karte mit allen Werten.)
Greenpeace hat zwischen dem 9. und 24. Februar vor Düsseldorfer Grundschulen sogenannte Passivsammler aufgehängt. Mit solchen Messgeräten ergänzt auch das Umweltbundesamt seit Jahren das offizielle Messnetz. Die Laboranalyse der Greenpeace-Messungen ergab Stickoxidwerte zwischen 44 und 72 Mikrogramm NO2 – erlaubt sind im Jahresmittel 40 Mikrogramm. Schon bei 10 Mikrogramm mehr NO2 erhöht sich das Asthmarisiko für Kinder um 15 Prozent, zeigt eine diese Woche veröffentliche Gesundheitsstudie im Auftrag von Greenpeace. Die betroffenen Schulen und deren Elternvertreter wurden bereits informiert.
Nordrhein-Westfalens Städte stehen unter besonderem Druck, die Stickoxidbelastung zu reduzieren. Von 28 Regionen, in denen die EU-Kommission die Luftqualität besonders belastet nennt, finden sich elf in NRW – mehr als in jedem anderen Bundesland. Unter anderem in Düsseldorf, Köln, Essen, Dortmund, Wuppertal und Duisburg werden seit Jahren deutlich zu hohe Stickoxidwerte gemessen. Die Hauptursache sind Diesel-Pkw, die zwei Drittel des Luftschadstoffs im Verkehr verursachen. Rasche Abhilfe schafft nach einem Wirkungsgutachten des Verkehrsministeriums Baden-Württemberg für Stuttgart alleine die blaue Plakette. Mit ihr können schmutzige Diesel aus der Stadt gehalten werden. „Hannelore Kraft muss sich jetzt klar für die blaue Plakette aussprechen, damit Städte eine wirksame Handhabe gegen gefährlich schlechte Luft bekommen“, so Stephan.
Deutschlandweit zeigte im vergangenen Jahr mehr als die Hälfte aller Verkehrsmessstellen zu hohe NO2-Werte. Nach Klagen von Anwohnern und Umweltverbänden werden Fahrverbote immer wahrscheinlicher. Dafür brauchen Städte ein Werkzeug wie die blaue Plakette. Doch Bundesländer wie Nordrhein-Westfalen blockieren die Plakette, ohne Städten sonstige Hilfe anzubieten. Noch vor dem Sommer steht eine Bundesratsentscheidung über die blaue Plakette an, die viele Städte und Bundesländer wie Baden-Württemberg, Hessen und Berlin fordern.
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