Hamburg, 12.4.2017 – Deutsche Markenhersteller und Drogerien mit Eigenmarken nennen sich Mikroplastik-frei, verwenden aber diverse Kunststoffe in ihren Kosmetik- und Körperpflegeprodukten, ohne die Umweltfolgen vollständig zu kennen. Möglich macht dies eine löchrige Selbstverpflichtung der Industrie. Dies ist das Ergebnis einer Greenpeace-Bewertung von 22 deutschen Firmen. Plastik etwa in Shampoo, Creme und Make-up gelangt über den Abfluss bis ins Meer. Einige Kunststoffverbindungen sind nachweislich umweltschädlich, viele nicht ausreichend untersucht. „So wird weiterhin Tag für Tag Plastik aus Kosmetik unsere Flüsse und Meere verschmutzen“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresexpertin. „Der Einsatz von festen und flüssigen Kunststoffen ist überflüssig und muss per Gesetz verboten werden. Die zertifizierte Naturkosmetik zeigt, dass es auch ohne geht.“
Grundlage des Greenpeace-Checks sind schriftliche Nachfragen bei Firmen sowie eigene Online- und Produktrecherchen. Folgende Kriterien hat die unabhängige Umweltschutzorganisation für die Bewertung der deutschen Hersteller festgelegt: Definition von Mikroplastik, Einsatz fester Plastikpartikel, Einsatz weiterer Kunststoffe sowie Kenntnisse zu deren Umweltverträglichkeit. Gut schneiden hierbei zertifizierte Naturkosmetikhersteller ab – schlecht hingegen die Hersteller konventioneller Kosmetik bzw. Drogerien mit Eigenmarken. Zwar hat die Selbstverpflichtung im sogenannten „Kosmetikdialog“ zwischen Industrie und Politik feste Plastikpartikel aus Peelings und anderen abwaschbaren Pflegeprodukten verdrängt. Geblieben aber ist der massive Einsatz von synthetischen Polymeren in flüssiger, gel-, wachsartiger oder suspendierter Form – mit ungewissen Folgen für die Umwelt. „Was die konventionelle Kosmetik uns als Mikroplastik-frei verkauft, ist eine Verbrauchertäuschung“, sagt Schöttner. „Bekannte Kosmetik- und Körperpflegeprodukte, zum Beispiel aus der Nivea-Linie, haben nach wie vor ein Plastikproblem.“
Geschätzt 150 Millionen Tonnen Plastik belasten die Weltmeere, darunter zerkleinerter Plastikmüll, aber auch primäres Mikroplastik aus der Industrie. Von festen Partikeln ist zum Beispiel bekannt, dass sie Pestizide aus der Landwirtschaft an sich binden und so in die Nahrungskette einbringen. Forscher haben die winzigen Plastikteilchen auch in Speisefischen nachgewiesen. Dort können sie Entzündungen hervorrufen, die Nahrungsaufnahme beeinflussen – oder letztlich auf unserem Teller landen. Die Umweltfolgen der flüssigen, gel- und wachsartigen Kunststoffe sind oftmals nicht bekannt oder geben Anlass zur Sorge. So gelten bestimmte Polyquaternium-Verbindungen als sehr giftig für Wasserorganismen.
Da die Selbstverpflichtung der Industrie nicht ausreicht, um die Meere zu schützen, fordert Greenpeace von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ein umfassendes Verbot für den Einsatz von Mikroplastik, einschließlich synthetischer Polymere, in Verbrauchsgütern, die ins Abwassersystem gelangen. Wenn nicht zweifelsfrei sicher ist, dass diese Kunststoffe unbedenklich sind, müssen sie gemäß dem Vorsorgeprinzip verboten werden.
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