Greenpeace-Aktivisten demonstrieren vor Beiersdorf-Hauptversammlung gegen Plastik in Pflegeprodukten
Hamburg, 20.4.2017 – Gegen den Einsatz von Kunststoffen in Produkten von Beiersdorf demonstrieren Greenpeace-Aktivisten heute Morgen vor der Hauptversammlung des Konzerns in Hamburg. Auf einer Anzeigen-Persiflage einer Nivea-Kindersonnenmilch fragt ein Kind seine Mutter: „Mama, was ist eigentlich Acrylate Crosspolymer?“ Die Antwort lautet: Einer der vielen Kunststoffe, die Beiersdorf bis heute in einem großen Teil seiner Pflegeprodukte verarbeitet. Doch Plastik aus Kosmetik- und Pflegeprodukten gelangt über den Abfluss in Flüsse und Meere – und über die Nahrungskette in Fischen zurück auf unseren Teller. „Eine Traditionsmarke wie Nivea, die so viel Wert auf Sicherheit und Verantwortung legt, muss auch Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen“, sagt Dr. Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresbiologin vor Ort. „Beiersdorf muss zeigen, dass seine Forschungsabteilung in der Lage ist, wirklich saubere Pflegeprodukte zu produzieren.“
Auf der Webseite www.greenpeace.de/plastik-in-nivea erfahren Verbraucher, welche Nivea-Produkte Plastik enthalten. Dort können sie auch per Protestemail von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) ein gesetzliches Verbot fordern.
Beiersdorf hat sich im sogenannten „Kosmetikdialog“ zwischen Industrie und Bundesregierung zu einem Ausstieg aus Mikroplastik verpflichtet. Doch das Unternehmen verwendet weiterhin Kunststoffe, obwohl es in seinem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht verspricht, dass alle relevanten Nivea-Produkte seit Ende 2015 mit umweltfreundlichen Alternativen ohne Mikroplastik auskommen. Der Kniff: Weil es keine offizielle Definition von Mikroplastik gibt, bestimmt Beiersdorf selbst, auf welche Kunststoffe sich der Verzicht bezieht. So will der Konzern vorrangig auf Polyethylen-Partikel in abwaschbaren Produkten verzichten, aber Nylon-Partikel sowie Polyacrylate und andere flüssige Kunststoffe nach wie vor einsetzen. Nach eigener Aussage achtet Beiersdorf auf den „langfristigen ökologischen Einfluss“ seiner Produkte, ist sich aber über die Umweltauswirkungen der eingesetzten Stoffe nicht vollständig im Klaren.
Greenpeace hat vergangene Woche in einem Hersteller-Check gezeigt, dass deutsche Hersteller weiterhin Kunststoffe einsetzen, sich aber Mikroplastik-frei nennen dürfen. Ministerin Hendricks äußerte dazu, das Ergebnis der freiwilligen Selbstverpflichtung der Hersteller bis zum Jahr 2020 abwarten zu wollen. Aus Greenpeace-Sicht enthält dieser Industriedeal mit der Politik jedoch Schlupflöcher und widerspricht dem Vorsorgeprinzip. „Umweltministerin Hendricks deckt die Verbrauchertäuschung der Industrie“, sagt Schöttner. „Um die Meere zu schützen, ist es nicht genug, nur einzelne Plastiksorten aus einzelnen Produkten zu entfernen. Das Beispiel Nivea beweist, dass die Selbstverpflichtung der Branche nicht ausreicht. Die Umweltministerin muss Kunststoffe in Kosmetik vollständig verbieten.“
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