Lüneburg, 29. 9. 2017 – Mit einem fünf mal drei Meter großen aufblasbaren Schwein in einem engen schwimmenden Stall protestieren Aktivisten von Greenpeace heute auf der Ilmenau gegen miserable Bedingungen in der deutschen Schweinemast. Kletterer haben sich mit einem Banner von einer Fassade direkt am Fluss abgeseilt. Heute endet in Lüneburg die Konferenz der Agrarminister. Von ihnen fordern die Umweltschützer, das millionenfache Tierleid in deutschen Ställen zu beenden. „Die Haltungsbedingungen fügen vielen Schweinen Schmerzen und Leiden zu. Der künftige Bundeslandwirtschaftsminister muss die Zustände dringend verbessern“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann. „Schweine sind intelligente gesellige Tiere und brauchen Platz, Einstreu und Auslauf. Die Haltung muss den Bedürfnissen der Tiere angepasst werden - nicht die Tiere den Haltungsbedingungen.“
Der Berliner Senat unterstützt die Kritik an der aktuellen Schweinemast. Er hat am Dienstag beschlossen, die Haltungsbestimmungen mit einer Normenkontrollklage vor das Bundesverfassungsgericht zu bringen. Die Klage basiert auf einem Rechtsgutachten, mit dem Greenpeace nachgewiesen hat, dass die derzeitigen Haltungsbedingungen gegen das im Grundgesetz verankerte Tierschutzrecht verstoßen.
Dringend nötige Verbesserungen in der Tierhaltung scheitern seit Jahren am Widerstand der starken Agrarlobby. Initiativen von Politik und Handel für eine freiwillige artgerechtere Tierhaltung blieben ohne Erfolg. Nachdem Gerichte die Haltung von Sauen in engen Kastenständen für gesetzeswidrig erklärten, diskutieren Bund- und Landesminister in Lüneburg darüber, wie die Nutztierhaltungsverordnung geändert werden soll.
Verbraucher können in den allermeisten Fällen nicht erkennen, aus welcher Tierhaltung das Fleisch stammt. Es fehlen klare Kennzeichnungsvorschriften. „Die kommende Bundesregierung muss eine verpflichtende Haltungskennzeichnung für Fleisch einführen. Das bislang vom Landwirtschaftsminister vorgeschlagene freiwillige Label ist eine Nebelkerze. Auch die ‚Initiative Tierwohl‘ von Lebensmittelhandel und Fleischwirtschaft schafft keine Klarheit für den Verbraucher“, sagt Zimmermann. In Ländern wie Schweden, Österreich und der Schweiz sind viele Ställe bereits deutlich besser mit Tageslicht, Platz, Spiel- und Wühlmaterial und besserer Bodenbeschaffung ausgestattet.
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