Berlin, 30.11. 2017 – Für ein deutschlandweites Glyphosat-Verbot demonstrieren heute Greenpeace-Aktivisten in Berlin. Mit einem Traktor scheinen die Umweltschützer das Pflanzengift vor dem Reichstag zu verspritzen. Erst auf den zweiten Blick wird klar: Es ist nur eine symbolische Aktion mit Wasser. Hintergrund ist das üble Foul, das sich Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) Anfang dieser Woche erlaubt hat: Ohne Absprache mit Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte er auf europäischer Ebene für eine fünfjährige Wiederzulassung des umstrittenen Herbizides gestimmt. „Die künftige Bundesregierung muss auf Schmidts unverantwortlichen Alleingang reagieren und national schnellstmöglich ein Verbot verhängen, um die Verbraucher vor den Folgen des Gifts zu schützen“, sagt Dirk Zimmermann, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace. „Schmidt hat gegen Verbraucherinteressen gehandelt und Chemiekonzernen wie Monsanto und Bayer ein vorzeitiges Weihnachtsgeschenk gemacht.“
Der aktuelle Skandal um die Entscheidung des Landwirtschaftministers ist nicht der erste im Zusammenhang mit Glyphosat. Im September dieses Jahres wurde bekannt, dass das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) seinen Auftrag, eine unabhängige wissenschaftliche Bewertung von Glyphosat vorzulegen, verfehlt hat. Statt eine eigenständige Risikobewertung von Glyphosat durchzuführen, hat das Institut zentrale Aussagen aus den Zulassungsdokumenten des Glyphosatherstellers Monsanto kopiert. Das BfR wiedersprach in seiner Bewertung der internationalen Agentur für Krebsforschung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die das Pflanzengift als „wahrscheinlich krebserregend“ einschätzt.
„Angesichts der zahlreichen Hinweise, dass Glyphosat krebserregend sein könnte, des faulen Bewertungsverfahrens durch das BfR und des drastischen Artensterbens, das Pflanzengifte wie Glyphosat verursachen, muss jetzt die SPD den Schaden eindämmen. Die Sozialdemokraten müssen in möglichen Koalitionsverhandlungen mit der CDU dafür sorgen, dass Glyphosat zumindest in Deutschland verboten wird“, fordert Zimmermann.
Glyphosat kommt auf etwa 40 Prozent der deutschen Äcker zum Einsatz und schädigt die Artenvielfalt. Eine gerade veröffentlichte Studie beweist, dass 50 Prozent der Böden in Europa bereits mit dem Herbizid kontaminiert sind.
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