Hamburg, 24. 4. 2018 – Die EU subventioniert industrielle Tierhalter mit Millionen aus Brüssel, obwohl deren Ställe riesige Mengen schädliches Ammoniak verursachen. Das ist das Ergebnis einer Analyse, für die Greenpeace in acht Ländern Empfänger von EU-Fördergeldern aus dem Jahr 2015 mit den Ammoniakemissionen landwirtschaftlicher Betriebe verglichen hat. Ammoniak aus Dünger oder Gülle stört das ökologische Gleichgewicht und belastet als Feinstaub die Atemwege. Letzterer macht statistisch rund 40 Prozent der durch verschmutzte Luft verursachten Todesfälle in der Bundesrepublik aus. Die Auswertung der deutschen Daten im „Europäischen Schadstoff-Freisetzungs- und Verbringungsregister“ (E-PRTR) zeigt, dass in Deutschland die Intensivtierhaltung fast 80 Prozent des gemeldeten Ammoniakausstoßes verursacht. Greenpeace sieht die neue Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) in der Pflicht: „Die Ministerin muss sich für eine Reform der EU-Agrarpolitik einsetzen, die Umweltsünder bei der Fördermittelvergabe ausschließt“, sagt Christiane Huxdorff, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace.
Die Analyse untersucht E-PRTR-registrierte Betriebe in Belgien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Italien, Österreich, Polen und den Niederlanden. Mehr als die Hälfte (1.209 Betriebe) erhielt demnach Fördermittel von insgesamt 104 Millionen Euro, obwohl sie in ihren Ländern mit das meiste Ammoniak verursachten. Bei den 603 im E-PRTR-registrierten deutschen Tierhaltungsbetrieben empfing mehr als ein Fünftel EU-Agrarsubventionen in einer Gesamthöhe von fast 32 Millionen Euro. Fünf Prozent der Zuschussempfänger sicherten sich daraus jeweils mehr als eine Millionen Euro, während auf den Rest deutlich geringere Anteile entfielen.
Das E-PRTR zeigt nicht das volle Ausmaß der Ammoniakbelastung Europas. Nur Betriebe mit Schweine- oder Geflügelhaltung, die mehr als 10.000 Kilogramm Ammoniak ausstoßen, müssen an das Register berichten. Betriebe mit Rinderhaltung müssen ihren Ausstoß nicht melden. Doch jede industrielle Tierhaltung belastet mit Ammoniakgasen massiv die Umwelt: Durch sie werden Lebensräume von Insekten und Vögel zerstört, es bilden sich aufgrund von Algenblüte in Gewässern sauerstoffarme tote Zonen und Mensch und Tier erleiden Atemwegserkrankungen.
Greenpeace fordert eine Meldepflicht für alle Verschmutzungen, die die Landwirtschaft verursacht – über die derzeitige lückenhafte Überwachung von Ammoniak hinaus. Die Chance dazu bietet die Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik der EU (GAP); ein Vorschlag wird Anfang Juni erwartet. Zudem plant die Europäische Kommission, Anfang Mai einen Entwurf des nächsten EU-Haushaltsplans inklusive der ab 2020 geplanten Agrarfördermittel zu veröffentlichen. „Die Agrarpolitik der EU muss eine Landwirtschaft unterstützen, die mit der Natur arbeitet, nicht gegen sie“, sagt Huxdorff.
Zur Analyse (englisch): act.gp/2Hnw7UW
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205163-greenpeace-analyse-eu-zahlt-fur-umweltschadliche-tierhaltungVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Aktive protestieren bundesweit in 28 Städten gegen klimaschädliche Fleischproduktion bei Edeka
Mit A1-formatigen Fotoschildern mit der Aufschrift “Tatort Edeka-Stall” protestieren Greenpeace-Aktive an diesem Samstag deutschlandweit vor 28 Edeka-Filialen gegen Tierleid und klimaschädliche Fle...
Greenpeace-Aktive kennzeichnen Edeka-Fleischwerk als Tatort
Insgesamt 35 Greenpeace-Aktivist:innen kennzeichnen heute das Edeka-Fleischwerk “Nordfrische Center” in Lüttow-Valluhn als Tatort.
Greenpeace-Recherche: Fleischwerke von Edeka, Rewe und Kaufland verursachen 10 Millionen Tonnen CO2
Wie Edeka, Rewe und Kaufland ihre Klima- und Tierwohlversprechen brechen
Stellungnahme zur Stoffstrombilanzverordnung
Christiane Huxdorff warnt davor, dass eine verursachergerechte Kontrolle der Umwelt- und Gesundheitsbelastung durch Überdüngung unmöglich wird.
Greenpeace-Recherche zu antibiotikaresistenten Keimen: Mehr als jedes dritte Supermarkt-Fleischprodukt belastet
Bakterien mit Resistenzen gegen Antibiotika zur Bekämpfung von Infektionskrankheiten wurden in zwölf von 31 Schweinefleisch-Proben (39 Prozent) nachgewiesen, sowie in sechs von zwölf Hähnchenfleisc...