Münster, 25.4.2018 – Gegen die miserablen Bedingungen in deutschen Schweineställen protestieren 20 Greenpeace-Aktivisten heute zu Beginn der Agrarministerkonferenz in Münster. Vor dem Eingang des Tagungshotels haben die Umweltschützer ein fünf Mal drei Meter großes aufblasbares Schwein in einem engen Stall aufgebaut. Auf einem Banner fordern sie: „Tierleid beenden! Fleisch kennzeichnen!“ Heute von Greenpeace veröffentlichtes neues Foto- und Filmmaterial belegt, dass etwa der thüringische Zuchtbetrieb Gut Thiemendorf trotz mehrerer Strafanzeigen Schweine weiterhin unter illegalen Bedingungen hält. „Statt dokumentierte Tierquälerei zu beenden, schauen die Agrarminister auf Kosten wehrloser Tiere weg“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann. „Agrarministerin Julia Klöckner muss eine umfassende, gesetzlich verpflichtende Haltungskennzeichnung einführen, damit die Menschen wissen, was für Fleisch sie kaufen.“
Das aktuelle Material aus dem Gut Thiemendorf zeigt Sauen in viel zu engen Kastenständen. Dies verstößt gegen die Nutztierhaltungsverordnung - das Bundesverwaltungsgericht hat im Jahr 2016 das entsprechende sogenannte „Magdeburger Urteil“ von 2015 bestätigt. Bereits Ende vergangenen Jahres hat Greenpeace Strafanzeige gegen den Betreiber des Stalles, die Heideland Gutverwaltungs GmbH gestellt. Gegen das Unternehmen wurde seit 2013 immer wieder wegen Verstößen gegen das Tierschutzgesetz ermittelt. „Gut zwei Jahre nach dem Magdeburger Urteil wird mit viel zu engen Kastenständen immer noch gegen geltendes Recht verstoßen. Die neue Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner muss schnell einen neuen Vorschlag präsentieren, wie das Leiden der Tiere endlich beendet wird.“
Nachdem das Agrarministerium seit Jahren keinen Vorschlag für eine einheitliche Kennzeichnung von Fleisch vorgelegt hat, stellen Lebensmittelhändler wie Lidl inzwischen eigene Modelle vor, um Fleisch aus besserer Tierhaltung zu kennzeichnen. Ministerin Klöckner setzt weiterhin auf die Einführung eines Tierwohllabels auf nur freiwilliger Basis. „Eine freiwillige Kennzeichnung greift zu kurz“, sagt Zimmermann. „Wir brauchen einen verpflichtenden und einheitlichen Nachweis, wie Tiere gehalten werden. Nur so bleibt Verbrauchern ein unübersichtliches Siegel-Chaos erspart.“
Immer mehr Marktteilnehmer, Erzeugerverbände und auch die SPD sprechen sich indes wie Greenpeace für eine mehrstufige, verpflichtende Kennzeichnung aus. Dies ergab unter anderem eine Umfrage von Greenpeace im März.
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