Hamburg, 10.7.2018 – Die Krillindustrie wird ihre Fischerei in großen Teilen des ökologisch sensiblen Gebiets rund um die antarktische Halbinsel einstellen und sich für ein Netzwerk an Meeresschutzgebieten in der Antarktis einsetzen. Dies verkündete der Branchenverband der Krillindustrie ARK gestern Abend anlässlich einer Tagung der Antarktis-Kommission CCAMLR im britischen Cambridge. „Das ist ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zum weltweit größten Meeresschutzgebiet im antarktischen Weddellmeer – und er kommt zum richtigen Zeitpunkt“, sagt Sandra Schöttner, Greenpeace-Meeresexpertin. „Klimawandel und Fischerei setzen die antarktischen Meere massiv unter Druck.“ Greenpeace hatte Anfang des Jahres mit einer Schiffsexpedition besonders schützenswerte Strukturen des Ökosystems dokumentiert und vor Ort nachgewiesen, dass die Fischerei nach Krill die antarktischen Meere gefährdet.
Die Selbstverpflichtung der Industrie repräsentiert bezogen auf die Fangmenge etwa 85 Prozent der antarktischen Krillfischerei. Dazu gehören Firmen wie Aker BioMarine (Norwegen), Rimfrost (Norwegen), Insung (Korea), CNFC (China) und Pescachile (Chile). Die Firmen wollen zukünftig beispielsweise bis zu 40 Kilometer große Pufferzonen um brütende Pinguinkolonien einhalten. Krill wird in der Regel als Fischfutter in Aquakulturen eingesetzt. Die größten Profite macht die Industrie jedoch mit Krillöl, das in Nahrungsergänzungsmitteln wie Omega-3-Fettsäurepillen verarbeitet wird. Ein Greenpeace-Ernährungsgutachten zeigt jedoch, dass es vegane Alternativen wie angereichertes Leinöl gibt.
Im Oktober entscheidet die Antarktis-Kommission CCAMLR über ein antarktisches Meeresschutzgebiet, das fünf Mal so groß wie Deutschland wäre. Der Vorschlag wurde von der vorherigen Bundesregierung auf den Weg gebracht. Die internationale Kommission kann allerdings nur einstimmig beschließen – eine einzige Gegenstimme aus Ländern mit starken Fischereiinteressen würde den Antrag scheitern lassen. Fischereiministerin Julia Klöckner (CDU) sagte dazu gestern Abend in einer Videobotschaft anlässlich der Veranstaltung in Cambridge: „Die Bundesregierung wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um alle Vorbehalte, die unsere internationalen Partner noch haben mögen, auszuräumen.“ Ende Juni hatte der Bundestag die Bundesregierung einstimmig aufgefordert, sich mit allen diplomatischen Mitteln für das Weddellmeer einzusetzen. Weltweit haben bereits 1,7 Millionen Menschen die Greenpeace-Petition an die CCAMLR unterzeichnet, darunter auch Oscar-Preisträger Javier Bardem, der die Greenpeace-Antarktistour begleitet hatte.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205140-nach-greenpeace-kampagne-krillfischerei-zieht-sich-aus-teilen-der-antarktis-zuruckVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zum Streit der Internationalen Meeresbodenbehörde über friedliche Proteste
Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann hält die Abwehrhaltung zahlreicher Länder gegenüber der Einschränkung von Protesten auf Hoher See für ein wichtiges Signal.
Greenpeace zum durchgehend heißesten Jahr für die Meere
Mit dem morgigen Donnerstag liegt die durchschnittliche Temperatur der Weltmeere seit zwölf Monaten an jedem einzelnen Tag höher als je zuvor gemessen, zeigen Daten des US-Wetterdienstes NOAA.
Greenpeace-Stellungnahme zum Einlaufen des neuen Supertrawlers Jan Maria in Bremerhaven
Heute ist der neue Supertrawler Jan Maria erstmals in seinen Heimathafen in Bremerhaven eingelaufen. Das Fabrikschiff des niederländischen Fischereikonzerns Parlevliet & van der Plas will im Nordat...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...
Aktive von Greenpeace International protestieren im Pazifik für den Schutz der Tiefsee
Gegen zerstörerischen Tiefseebergbau protestieren Umweltschützer:innen von Greenpeace International heute mit Kanus 1500 Kilometer westlich der mexikanischen Küste. Auf Bannern fordern sie “Stoppt...