Stuttgart, 20. 7. 2018 – Für einen schnelleren Umstieg auf saubere Formen des Verkehrs demonstrieren Greenpeace-Aktivisten heute auf dem Turm des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Den drehenden Mercedes-Stern darauf haben sie um den Buchstaben „N“ und die Ziffer „2“ ergänzt und so das runde Logo in das Kürzel für Stickstoffdioxid verwandelt: NO2. Seit Jahren wird in Stuttgart der Grenzwert für dieses gesundheitsschädliche Reizgas überschritten. An der Fassade des Gebäudes entrollen Kletterer in 50 Metern Höhe ein siebenmal sieben Meter großes Banner mit der Forderung „Sauber werden!“. Unter dem Motto „Gemeinsam die Transformation gestalten“ treffen sich in Stuttgart heute die Vorstandschefs der Konzerne Daimler, Porsche und Bosch mit Vertretern der baden-württembergischen Landesregierung zu einem Autogipfel. „Die deutsche Autoindustrie hat nur dann eine Zukunft, wenn sie schnell auf den rasanten Branchenwandel reagiert“, sagt Greenpeace-Sprecher Niklas Schinerl. „Ihre Glaubwürdigkeit aber gewinnen Daimler und die anderen Konzerne nur zurück, wenn sie konsequent die Abgasprobleme lösen, die ihre schmutzigen Diesel Städten wie Stuttgart eingebrockt haben.“
Klima- und Gesundheitsschutz, Digitalisierung und neue Antriebstechniken setzen Autohersteller unter enormen Veränderungsdruck. Damit der Verkehr nach Jahrzehnten stagnierender Werte endlich weniger Treibhausgase ausstößt und die schlechte Luft in Städten besser wird, muss die Zahl von Diesel und Benzinern auf der Straße schnell sinken. Doch deutsche Hersteller drohen bei der Umstellung auf E-Autos den Anschluss an die Konkurrenz zu verpassen. Auf dem größten Markt für E-Autos, China, spielen europäische Hersteller bislang keine Rolle. Unter den 20 meistverkauften E-Auto-Modellen in China fand sich nach einer Studie des deutschen CAM-Instituts im ersten Halbjahr kein einziger deutscher Hersteller. In Deutschland investieren die Hersteller weiter in Verbrennungsmotoren, statt konsequent auf emissionsfreie Antriebe zu setzen. „Diesel und Benziner haben keinen Platz in der Mobilität von morgen“, so Schinerl. „Je früher die deutschen Hersteller darauf reagieren, umso besser können sie ihre zentrale Rolle für die deutsche Wirtschaft verteidigen.“
Nach VW ist inzwischen auch Daimler tief in den Dieselskandal verstrickt. Der Konzern soll auf Anweisung des Kraftfahrtbundesamts europaweit 774.000 Diesel-Pkw zurückrufen, deren Motoren so manipuliert wurden, dass sie auf der Straße weit mehr NO2 ausstoßen als bei offiziellen Tests. In mehr als 60 deutschen Städten liegen die NO2-Werte über dem europäischen Grenzwert. Besonders deutlich werden die Überschreitungen in Stuttgart überschritten. Weil es der Stadt nicht gelingt, die Menschen vor gefährlich schlechter Luft zu schützen, gelten ab Anfang 2019 Fahrverbote für ältere Diesel-Autos.
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