Hamburg, 28. 8. 2018 – Städte müssen deutlich mehr als bisher investieren, damit ihre Bewohner sicher Rad fahren können. Keine der sechs größten deutschen Städte gibt nach einer Auswertung der öffentlichen Haushalte durch Greenpeace mehr als 5 Euro pro Kopf und Jahr für den Radverkehr aus – einige sogar deutlich weniger (München: 2,30 Euro; Köln: 2,80 Euro). Städte wie Amsterdam und Kopenhagen investieren seit Jahrzehnten ein Vielfaches dessen in sicheren Radverkehr. Dort wird deutlich mehr Rad gefahren, gleichzeitig verunglücken Radfahrende aber etwa zehnmal seltener. Dies sind die Ergebnisse der heute veröffentlichten Kurzexpertise „Radfahrende schützen, Klimaschutz stärken“. „Deutsche Städte müssen endlich die verlorenen Jahre aufholen“, sagt Greenpeace-Verkehrsexpertin Marion Tiemann. „Die Bundesregierung muss Geld bereitstellen, damit Menschen mit dem Rad künftig sicher durch die Stadt kommen.“
Bis zu 30 Prozent aller Pkw-Fahrten in Ballungszentren lassen sich laut Umweltbundesamt auf das Fahrrad verlagern. Damit kann der Radverkehr enorm helfen, die Verkehrs- und Luftprobleme vieler Städte zu lösen. Dafür müssen Radwege breiter und Kreuzungen für Radfahrende sicherer gestaltet werden. Unsicherheit ist ein Hauptgrund, weshalb Menschen nicht häufiger das Rad nutzen. Das Greenpeace-Papier zeigt mit öffentlich zugänglichen Zahlen, dass Radfahrende bislang von der deutschen Verkehrspolitik vernachlässigt werden. Während die Zahl tödlicher Verkehrsunfälle auf deutschen Straßen zuletzt auf den niedrigsten Stand seit 60 Jahren gesunken ist, steigt die Zahl getöteter Radfahrer in Städten. Deutschlandweit stagniert sie. „Die Verkehrspolitik ignoriert ausgerechnet die umweltfreundlichsten Teilnehmer am Straßenverkehr“, so Tiemann. „Wenn Städte die Bedingungen für Radfahrende schnell verbessern, kann der Radverkehr ein enormes Potenzial für die nötige Verkehrswende entfalten und helfen, den CO2-Ausstoß aus dem Verkehr endlich zu senken.“
Am Beispiel ausländischer Städte zeigt die Kurzexpertise, wie Radwege und Kreuzungen für Radfahrende sicherer werden können. Die dafür nötigen Maßnahmen lassen sich leicht umsetzen und sind vergleichsweise günstig. Damit diese schnell umgesetzt werden, fordert Greenpeace ein Investitionsprogramm von der Bundesregierung. Mit pro Kopf Investitionen in der Größenordnung von 100 Euro könnten deutsche Städte ihren enormen Rückstand in der Radinfrastruktur aufholen und würden noch immer unter den Ausgaben von beispielsweise Utrecht (130 Euro / Kopf) liegen. Gegenfinanziert werden könnten diese Ausgaben, in dem die Bundesregierung die nicht mehr zu rechtfertigenden Dieselprivilegien in Höhe von etwa acht Milliarden Euro schrittweise abschafft.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/205131-greenpeace-deutsche-stadte-investieren-zu-wenig-in-sicheren-radverkehrVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Verkehrsministerkonferenz: Greenpeace-Auswertung zeigt deutlich geschrumpftes Schienennetz im Verhältnis zur Straße
Vor der heute beginnenden Konferenz der Verkehrsminister:innen der Länder (VMK) demonstriert Greenpeace dafür, den Bau weiterer Autobahnen auszusetzen.
Greenpeace zum heutigen Bericht des Expertenrats Klimafragen
Der Verkehr hat die gesetzlichen CO2-Ziele auch im vergangenen Jahr mit 13 Millionen Tonnen deutlich verfehlt, bestätigte der Expertenrat Klimafragen in seinem heute vorgestellten Prüfbericht.
Greenpeace zu den Fahrverbot-Aussagen des Verkehrsministers
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) behauptet, der deutliche Klimarückstand im Verkehr sei nur mit Fahrverboten an zwei Wochentagen aufzuholen.
Greenpeace zum Baubeginn der Batteriefabrik bei Heide
Der offizielle Baubeginn der Northvolt-Batteriefabrik bei Heide in Schleswig-Holstein startet heute im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Greenpeace zu den Bilanzzahlen der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn schreibt im Jahr 2023 beim operativen Ergebnis (EBIT) einen Verlust von knapp 1 Milliarde Euro, zeigt die heute vorgestellte Jahresbilanz.