Greenpeace-Aktivisten protestieren in Staatskanzlei für politische Lösung im Konflikt um den Hambacher Wald
Düsseldorf, 27.9.2018 – Im sich zuspitzenden Konflikt um den Hambacher Forst protestieren 40 Greenpeace-Aktivisten und Kletterer heute in und an der Düsseldorfer Staatskanzlei gegen eine weitere Eskalation. „Reden statt roden“ fordern die Umweltschützer auf Bannern von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU). Bislang tut Laschet nichts, um die schärfer werdende Auseinandersetzung politisch zu lösen, sondern heizt sie an der Seite des Energiekonzerns RWE immer weiter an. Trotz erheblicher juristischer und ökologischer Einwände gegen RWEs Kohlepläne im Hambacher Forst, lässt Laschet den mehrheitlich friedlichen Protest gegen die Zerstörung des alten Waldes unter massivem Polizeieinsatz räumen. „Als Ministerpräsident muss Armin Laschet zuallererst den sozialen Frieden in Nordrhein-Westfalen sichern“, sagt Greenpeace-Sprecher Benjamin Stephan. „Die großen sozialen Konflikte wie Wackersdorf haben gezeigt, dass sich ein breiter bürgerlicher Protest nicht einfach wegräumen lässt. Erst recht nicht, wenn sich die Politik dabei zum verlängerten Arm eines Konzerns machen lässt. Laschet muss diesen Streit sofort aus dem Wald an den Verhandlungstisch bringen.“
Die Umweltschützer fordern Ministerpräsident Laschet zu einem sofortigen Streitgespräch darüber, wie der sich hochschaukelnde Streit deeskaliert werden kann. Sie schlage Zelte im Foyer auf und sind bereit, in der Staatskanzlei auf einen Termin mit Laschet zu warten. Unterstützt werden sie von gut 750.000 Menschen, die bislang für den Schutz des jahrtausendealten Waldes unterschrieben haben.
Mit dem seit Tagen andauernden kostspieligen Polizeieinsatz bereitet die Landesregierung für RWE die geplante Zerstörung des ökologisch wertvollen Waldes vor. Der Energiekonzern will darunter weitere Millionen Tonnen klimaschädlicher Braunkohle auszubeuten. Greenpeace fordert von Laschet, Räumung und Rodung auszusetzen, bis die Kohlekommission ihre Arbeit abgeschlossen hat. Sie soll bis Ende des Jahres einen Kompromiss für den Ausstieg aus der Kohle erarbeiten, der auch deutliche Auswirkungen auf den Betrieb des Tagebaus Hambach haben wird. „Macht sich Laschet zu RWEs Holzhacker und lässt den Konzern mit der Kettensäge Fakten schaffen, torpediert das den Weg zu einem gesellschaftlichen Konsens beim Kohleausstieg“, so Stephan.
Nach einem Montag vorgestellten Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace fehlt RWE die juristische Grundlage, um in dieser Saison zu roden. Die Genehmigung darf nur erteilt werden, wenn eine Rodung „unerlässlich“ ist. Eben dies aber ist nicht der Fall, wie Greenpeace mit einem bergbaulichen Gutachten des Beratungsunternehmens Plejades gezeigt hat. Demnach kann RWE den Tagebau auch so betreiben, dass in dieser Rodungsperiode keine Bäume gefällt werden müssen. In einem Brief an die Vorsitzenden der Kohlekommission hatte RWE im August das Gegenteil behauptet.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Recherche: Ikea lässt letzte Urwälder Europas für Möbel zerstören
Sniglar, Ingolf, Proppmätt - Für diese Ikea-Klassiker werden teilweise Urwälder in den rumänischen Karpaten abgeholzt. Das zeigt eine neue Greenpeace-Recherche, die den Weg des Holzes von den Karp...
Lula bei Scholz: Greenpeace-Aktive demonstrieren mit “Geschenken” vor Bundeskanzleramt
Geplanter EU-Mercosur-Deal widerspricht Zielen der UN-Klimakonferenz für mehr Klimaschutz. Anlass für den Protest ist der Besuch des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva.
Rechtsanalyse zum Bundeswaldgesetz: Schöne Worte, wenig Biss
Das Bundeswaldgesetz soll modernisiert werden - doch der Entwurf ist viel zu schwach. Es fehlen bundeseinheitliche Regeln zum Schutz unserer Wälder. Denn Wald ist mehr als Holz.
“Menschheit auf die Rote Liste”
Mit der Plakatkampagne macht Greenpeace darauf aufmerksam, dass die Menschen auf der Liste der bedrohten Arten stehen werden, wenn sie sich jetzt nicht aktiv für den Schutz der Artenvielfalt einset...
Greenpeace-Aktive protestieren mit Cocktailstand vor Wirtschaftsministerium gegen EU-Mercosur-Abkommen
Greenpeace protestiert gegen den Import giftiger Pestizide durch das geplante EU-Mercosur Handelsabkommen. Eine heute veröffentlichte Greenpeace-Studie zeigt, dass viele aus Brasilien importierte L...