Hamburg / Luxemburg, 15. 10. 2018 – Neue Ostsee-Fangquoten für das Jahr 2019 haben heute die europäischen Fischereiminister in Luxemburg beschlossen. Für den für die deutschen Fischer wichtigen westlichen Ostsee-Dorsch wurde die Quote um 70 Prozent angehoben. Die erlaubten Fangmengen für Hering in der westlichen Ostsee wurden um fast die Hälfte reduziert. Da sich diese Heringbestände allerdings in kritischem Zustand befinden, hatten Umweltschützer wie auch der Rat für Meeresforschung (ICES) einen vorläufigen Fischereistopp gefordert. Auch die EU-Kommission hatte vorgeschlagen, die Quote zumindest um 63 Prozent zu senken. Die Fischer wiederum argumentieren mit unzumutbaren Härten durch Einkommenseinbußen. Sie hatten erst im September die MSC-Zertifizierung (Marine Stewardship Council) für den Hering in der westlichen Ostsee verloren und können ihn seitdem nicht mehr als ökologisch nachhaltig verkaufen. Es kommentiert Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack:
Mit diesen Quoten wird in der Ostsee weiter auf Pump gefischt. Die Fischereiminister haben die Quoten erneut höher angesetzt, als es die Wissenschaft empfiehlt. Damit treten sie die Selbstverpflichtung, die sie in der Gemeinsamen EU-Fischereipolitik verankert haben, mit Füßen. Klimawandel und Überfischung setzen dem Hering in der westlichen Ostsee seit Jahren zu. Das ist ein Sterben auf Raten. Und trotzdem beugen sich die europäischen Fischereiminister jedes Jahr erneut dem Druck der Fischereilobby und geben erneut Zehntausende von Tonnen Hering zum Fang durch die industrielle Fischerei frei. Was der Hering und der Lebensraum Ostsee brauchen, sind echte Schutzgebiete ohne menschlichen Eingriff. Davon profitieren langfristig auch die Fischer selbst. Verbraucher können ihren Beitrag zum Meeresschutz leisten, indem sie Fisch als Delikatesse betrachten: Seltener auf den Teller, und wenn, dann nur aus nachhaltiger Quelle.Thilo Maack, Greenpeace-Meeresexperte
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