Hamburg, 07.01.2019 – Einer der beiden verloren gegangenen Gefahrgut-Container des havarierten Frachters MSC Zoe enthält deutlich mehr gesundheitsschädliche Chemikalien als bisher öffentlich bekannt. Das ist das Ergebnis einer Greenpeace-Recherche. Laut EU-Datenblättern enthält das chemische Gemisch neben den bisher kommunizierten Peroxiden auch bis zu 50 Prozent umweltschädliches Dicyclohexyl-Phthalat. Diese Chemikalie wurde als Hilfsmittel beigemischt, um die explosionsgefährdeten Peroxide, die in der Kunststoffproduktion eingesetzt werden, zu stabilisieren. Das Havariekommando hat den Greenpeace-Verdacht heute schriftlich bestätigt und daraufhin die Gefahreninformationen für die beteiligten Einsatzkräfte entsprechend präzisiert.
“Verkehrsminister Scheuer muss sich umgehend für den verpflichtenden Einsatz von Ortungssystemen für Gefahrgutcontainer auf europäischen Schifffahrtswegen einsetzen“, fordert Viola Wohlgemuth, Chemie-Expertin von Greenpeace. Die technischen Möglichkeiten sind vorhanden. Systeme wie zum Beispiel SMART-Container ermöglichen, bei Verlust die Ladung auf See zu orten.
Phthalate, auch als Weichmacher bekannt, sind nach der EU-Chemikalienverordnung REACH als besonders bedenkliche Substanzen eingeordnet. Die Chemikaliengruppe kann das Hormonsystem schädigen, beeinträchtigt die männliche Fortpflanzungsfähigkeit und kann sogar ungeborene Kinder im Mutterleib gefährden. “Phthalate haben langfristige schädliche Wirkungen auf Wasserorganismen. Umso bedenklicher ist es, dass der Gefahrgut-Container offensichtlich aufgebrochen ist und seine gefährliche Fracht ausgerechnet nahe des besonders sensiblen Weltnaturerbes Wattenmeer umhertreibt”, so Wohlgemuth.
Greenpeace ist mit Chemie-Experten und Freiwilligen seit dem Wochenende auf Borkum, um die Lage einzuschätzen und sich an den lokalen Müllsammelaktionen zu beteiligen. Die Strömung treibt derzeit den Großteil des Treibguts Richtung niederländische Inseln. Bisher hat die Schweizer Reederei MSC laut ihrer Webseite lediglich ihre Unterstützung bei der Ortung der Container und Säuberung der Strände zugesagt. Das ist aus Greenpeace-Sicht zu wenig. “Die Reederei ist in der Pflicht, die Container und das Treibgut auch zu bergen und fachgerecht zu entsorgen. Das Meer ist keine Müllkippe”, sagt Wohlgemuth.
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