Greenpeace-Report belegt Folgen der ungesteuerten Subventionen: Auf mehr als 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen werden Futtermittel für Tiere angebaut
Hamburg, 12.02. 2019 – Rund 70 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen in der EU werden genutzt, um Tiere zur Produktion von Fleisch und Milch mit Futter zu versorgen. Betriebe, die diese insgesamt 125 Mio. Hektar bewirtschaften, werden derzeit mit rund 30 Mrd. Euro jährlich direkt subventioniert. Das belegt der heute veröffentlichte Greenpeace-Report „Feeding the Problem“ zur Wirkung der Gemeinsamen Agrarpolitik in der Europäischen Union.
So subventioniert die EU mit jedem fünften Euro ihres Gesamtbudgets die Produktion von Viehfutter – unabhängig davon, ob der Anbau klimafreundlich oder klimaschädlich ist. „Mit solchen Gießkannen-Subventionen verschenkt die EU enormen Gestaltungsspielraum“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Lasse van Aken. „Die Agrarförderung muss konsequent so gestaltet werden, dass Landwirte Umweltschäden vermeiden und das Klima schonen. Nur dann wird die EU ihrer Verantwortung für eine nachhaltige Landwirtschaft gerecht.“ (Der Report online: https://act.gp/2UR8Gth)
In den kommenden Wochen bearbeitet das EU-Parlament den Vorschlag der EU-Kommission zur Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). „Die deutschen EU-Parlamentarier müssen sich dafür einsetzen, dass zukunftsträchtige, umwelt- und klimaschonende Anbaumethoden wie der Ökolandbau wirksam gefördert werden“, so van Aken. „Und statt weiter darauf zu beharren, dass die größten Betriebe die höchsten Subventionen einstreichen, sollte Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner endlich umsteuern.“
Mit gut 3,5 Mrd. Euro fließen auch in Deutschland rund 70 Prozent der EU-Subventionen an Betriebe, die Viehfutter produzieren. Zudem lässt die Agrarförderung, die sich vor allem an der bewirtschafteten Fläche orientiert, kleinere Höfe verschwinden; immer mehr Fleisch stammt aus immer größeren Betrieben. Die Produzenten von Schweinefleisch mit mehr als 500.000 Euro Jahresumsatz haben hierzulande ihren Marktanteil zwischen 2004 und 2016 auf 52 Prozent fast verdoppelt.
Die Landwirtschaft spielt beim Kampf gegen die Erderhitzung eine Schlüsselrolle. Aktuelle Studien zeigen, dass der Ausstoß von Klimagasen aus der Landwirtschaft in der EU um bis zu 40 Prozent sinken kann, wenn der Verbrauch von Fleisch, Milchprodukten und Eiern halbiert wird. Nitrate aus der Gülle gefährden bereits die Trinkwasserversorgung von rund 18 Millionen EU-Bürgern.
Über Greenpeace Deutschland
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Matthias Lambrecht
- Experte für Agrarwende
- matthias.lambrecht@greenpeace.org
- 0151-42433135
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204919-eu-agrarsubventionen-schaden-umwelt-und-klimaVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Lula bei Scholz: Greenpeace-Aktive demonstrieren mit “Geschenken” vor Bundeskanzleramt
Geplanter EU-Mercosur-Deal widerspricht Zielen der UN-Klimakonferenz für mehr Klimaschutz. Anlass für den Protest ist der Besuch des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva.
Greenpeace-Aktive protestieren bei Deutschem Fleischkongress: „Zukunft nicht verwursten“
Der Wandel der Fleischindustrie soll dafür sorgen, dass weniger klimaschädliches und tierquälerisches Billigfleisch auf den Markt kommt.
Stellungnahme zur EU-Entscheidung über die Wiederzulassung von Glyphosat
Mit der Entscheidung der EU-Kommission, Glyphosat für weitere zehn Jahre zuzulassen, sieht Greenpeace die wirtschaftlichen Interessen der Chemieindustrie vor den dringend nötigen Schutz von Umwelt ...
Greenpeace-Aktive kennzeichnen Tierleid bei der Erzeugung von Bärenmarke-Milch
Um auf das Leid der Kühe bei der Erzeugung von Bärenmarke-Milch hinzuweisen, kennzeichnen Greenpeace-Aktive heute in Supermärkten in ganz Deutschland Produkte von Bärenmarke mit Aufklebern.
Mogelpackung Bärenmarke: Industrieprodukt statt Weidemilch
Gegen das Täuschungsmanöver von Bärenmarke, Milch aus Stallhaltung als Premiumprodukt zu verkaufen, protestieren diesen Samstag Greenpeace-Aktive. Mit einem Parodie-Video macht Greenpeace auch im I...