Am 1. April startet die freiwillige Kennzeichnung von Frischfleisch im Handel. Doch Fleischverarbeiter lehnen ein vergleichbares Label für ihre Produkte ab
Hamburg, 31.03.2019 – Deutschlands führende Wursthersteller sind nicht bereit, auf ihren Produkten die Haltungsbedingungen der Tiere, von denen das Fleisch stammt, freiwillig kenntlich zu machen. Das ist das Ergebnis einer Befragung der zwölf größten Fleischverarbeiter durch Greenpeace. Die unabhängige Umweltschutzorganisation hat unter anderem die zum Tönnies-Konzern gehörende Zur-Mühlen-Gruppe, die Nestlé-Tochter Herta sowie Meica und Rügenwalder um Stellungnahme gebeten, ob sie die Verbraucher über die Haltungsbedingungen informieren wollen. In Deutschland landet die Hälfte des erzeugten Fleischs in verarbeiteten Produkten - gut 2,4 Millionen Tonnen pro Jahr. „Die Tierhaltung lässt sich nur verbessern, wenn auch die fleischverarbeitende Industrie ihren Beitrag leistet und die Verbraucher aufklärt“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe. „Doch die Wurstersteller wollen offenbar verschleiern, dass in Deutschland vor allem Billigfleisch in die Wurst kommt.“
Die führenden deutschen Supermarktketten Aldi, Lidl, Edeka und Rewe führen zum 1.April die einheitliche Kennzeichnung von Frischfleisch in ihren Märkten ein. In vier Stufen – vom gesetzlichen Mindeststandard bis zum Bio-Fleisch – zeigt das Label an, unter welchen Bedingungen die Schlachttiere gehalten wurden. Greenpeace fordert alle Marktteilnehmer auf, Frischfleisch und Fleischprodukte freiwillig zu kennzeichnen, solange es keine gesetzliche Verpflichtung dafür gibt Die befragten Unternehmen sehen für ein freiwilliges Label keine Nachfrage, obwohl vier von fünf Bundesbürgern laut einer Umfrage von Kantar Emnid im Auftrag von Greenpeace verstärkt auf die Haltungskennzeichnung achten wollen. Für fast alle großen Wursthersteller kommt lediglich ein gesetzlich verpflichtendes Kennzeichen in Frage. „Die Abfrage zeigt, wie wichtig die Pflicht zur Kennzeichnung ist“, sagt Töwe. „Eine weiteres freiwilliges Label, wie es Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) plant, stiftet nur Verwirrung, löst aber die Probleme nicht.“
Nicht ein einziger der führenden Produzenten erklärte sich bereit, kein Fleisch mehr aus tierquälerischer Haltung zu verarbeiten, bei der Schweine betäubungslos kastriert und die Ringelschwänze kupiert werden. „Millionen Tiere leiden, damit die Gewinne der großen Wursthersteller steigen“, sagt Töwe. Damit in eine umweltschonende und artgerechtere Haltung investiert werden kann, müsste aber mehr Geld bei den Tierhaltern ankommen. „Das Preisdumping bei Fleisch und Wurst muss ein Ende haben. Die Hersteller sind ebenso wie der Handel und die Politik in der Pflicht, eine faire Bezahlung der Landwirte zu sichern.“
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