Kommentar zum niedersächsischen "Nährstoffbericht"

Landwirtschaftsministerium legt Zahlen zur Überdüngung vor

Hamburg / Hannover, 24. April 2019 – Gülle aus der Tierhaltung sowie Gärreste aus Biogasanlagen belasten in Niedersachsen weiterhin vielerorts die Umwelt. Das zeigt der neue „Nährstoffbericht“ für das Wirtschaftsjahr 2017/2018, den die niedersächsische Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) heute Vormittag in Hannover vorgestellt hat. Infolge der Überdüngung mit Gülle und Mist fielen laut Bericht rund 50.000 Tonnen Stickstoff mehr an, als die Pflanzen benötigen. Es kommentiert Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann:

Überdüngung ist auch nach der Düngereform von 2017 ein massives Problem in Niedersachsen. Die Quittung zahlen letztlich die Bürgerinnen und Bürger bei der Wasserrechnung. Überdüngung gefährdet nicht nur Artenvielfalt und Gewässer, sondern auch unser wichtigstes Lebensmittel Trinkwasser.
Eine zukunftsfähige Landwirtschaft, die schonend mit unserem Wasser umgeht, sieht anders aus: Statt kosmetischer Korrekturen beim Düngerecht brauchen wir jetzt  wirksame Maßnahmen. Dazu gehören angemessene Obergrenzen für die Düngung in den besonders belasteten Gebieten und strengere Kontrollen. Die politische Verantwortung dafür liegt bei Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU). Langfristig führt an der Reduktion der Tierzahlen in diesen Regionen kein Weg vorbei. Dirk Zimmermann, Greenpeace-Landwirtschaftsexperte

Für Rückfragen erreichen Sie Dirk Zimmermann unter Tel. 0160-5814942 oder dirk.zimmermann@greenpeace.org .

Hintergrund:

Der aktuelle Nährstoffbericht des Landes Niedersachsens bezieht sich auf den Zeitraum 1. Juli 2017 bis 30. Juni 2018. Der errechnete Stickstoffbedarf der Pflanzen lag bei 400.859 Tonnen, ausgebracht wurden allerdings 592.564 Tonnen Stickstoff. Der Bericht beziffert den Überschuss jedoch auf lediglich 49.873 Tonnen, da in Niedersachsen pauschal ca. 44 Prozent (141.832 Tonnen) des organischen Düngers beim Ausbringen als unvermeidbarer „Verlust“ herausgerechnet werden. In Dänemark dürfen dagegen nur bis zu 30 Prozent abgezogen werden.

Große Teile Niedersachsens zählen zu den sogenannten „roten Gebieten“ mit zu hoher Nitratbelastung im Grundwasser. Die neuen Zahlen verschärfen die Situation der Bundesregierung: Deutschland drohen von Seiten der EU bald Strafzahlungen von bis zu 860.000 EUR pro Tag, wenn die Grenzwerte weiterhin überschritten werden. Derzeit überarbeitet deshalb das Bundeslandwirtschaftsministerium unter Leitung von Julia Klöckner (CDU) die Düngeverordnung. Die deutschen Vorschläge reichen allerdings bisher nicht aus, um Brüssel zu überzeugen.

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