Hamburg, 14.7.2019 – Gegen die tagtägliche Vernichtung von neuwertigen Waren demonstrieren 40 Greenpeace-Aktivisten heute am Amazon-Logistikzentrum bei Hamburg. Auf dem Dach des Gebäudes in Winsen an der Luhe haben die Umweltschützer aus Versandkartons den 27 Meter langen Schriftzug „Für die Tonne“ errichtet. Einen Tag vor dem jährlichen Amazon Prime Day mit besonders hohen Bestellzahlen veränderten sie das Logo des Onlinehändlers mit Bannern zum Hashtag „#amazoncrime“. Rund ein Drittel der in Deutschland zurückgesendeten Waren aus dem Onlinehandel geht nicht zurück in den direkten Verkauf und wird zum Teil vernichtet. Recherchen von „ZDF Frontal“ und dem Magazin „Wirtschaftswoche“ ergaben, dass sogenannte Entsorgungs-Teams an deutschen Amazon-Standorten pro Person täglich Waren im Wert von bis zu 23.000 Euro schreddern (https://act.gp/2S6IjQb). „Jeden Tag werden bei Amazon tausende neuwertiger Waren zerstört. Das ist ein Skandal“, sagt Viola Wohlgemuth, Expertin für Konsum bei Greenpeace. „Die Bundesregierung muss diese klimaschädliche Verschwendung von Ressourcen schnellstmöglich gesetzlich stoppen.“
Amazon weigert sich bislang, das Ausmaß der Zerstörung mit Zahlen zu Rücksendungen und vernichteter Ware offen zu legen. „Amazon darf das schmutzige Geheimnis zerstörter Retouren und Lagerbestände nicht länger verheimlichen“, so Wohlgemuth. „Die Kunden haben ein Anrecht darauf zu erfahren, wie viele der zurückgesendeten Produkte voll funktionstüchtig zerstört werden.“
Heute um Mitternacht beginnt der zweitägige „Amazon Prime Day“, an dem der weltgrößte Onlinehändler seinen „Prime“-Kunden besonders günstige Angebote macht. Im letzten Jahr haben sich während des Events 89 Millionen Besucher auf der Website angemeldet, rund 100 Millionen Produkte wurden verkauft. Mit den Bestellungen steigen auch die Retouren. „Die Wegwerfmentalität der Versandhändler ist ein Schlag ins Gesicht für den Klimaschutz. In jedem einzelnen sinnlos zerstörten Produkt stecken wertvolle Ressourcen”, so Wohlgemuth. Zum Premiumdienst „Prime“ gehören neben einem Streamingdienst auch Versandvorteile. Er hat alleine in Deutschland rund 17,3 Millionen Abonnenten und erreicht damit knapp die Hälfte aller deutschen Haushalte.
Greenpeace fordert von der Bundesregierung ein Ressourcenschutzgesetz. Im Januar überreichte die Umweltschutzorganisation dem Bundesumweltministerium eine Petition mit 145.000 Unterschriften. Die Unterzeichnenden forderten ein Zerstörungsverbot neuwertiger Waren nach dem Vorbild Frankreichs. Aktuell berät die Bundesregierung nur über eine Novellierung des Kreislaufwirtschaftsgesetzes. Lediglich auf Selbstverpflichtungen der Unternehmen setzen ist realitätsfremdes Wunschdenken“, sagt Viola Wohlgemuth, „Ressourcenschutz ist Klimaschutz und sollte von Frau Schulze endlich ernst genommen werden.“
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