Hamburg 27. Januar 2020 – Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) schlägt heute dem Rat für Landwirtschaft und Fischerei in Brüssel vor, ein EU-weites freiwilliges Tierwohlsiegel einzuführen. Es kommentiert Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin Stephanie Töwe:
Klöckners Vorstoß in Brüssel ist ein allzu durchsichtiges Manöver, um von ihren Versäumnissen im eigenen Land abzulenken. Statt sich für eine verpflichtende Kennzeichnung einzusetzen, mogelt sich die Bundeslandwirtschaftsministerin nur weiter aus der Verantwortung. Ein freiwilliges Tierwohlsiegel ist ein Feigenblatt, weil unter schlechten Bedingungen erzeugte Produkte nicht gekennzeichnet werden. Es bietet keine verlässlichen Informationen für Verbraucherinnen und Verbraucher, die sich für Fleisch aus artgerechter Haltung entscheiden wollen. Das schafft nur eine verpflichtende Kennzeichnung für alle Fleisch- und Wurstprodukte in Handel und Gastronomie.
Mit diesem Vorschlag zeigt Klöckner ihr wahres Gesicht: Ihr geht es nicht darum, Transparenz über die Haltungsbedingungen zu schaffen und mehr Tierschutz in den Ställen durchzusetzen, sondern nur um Scheinerfolge. Ganz im Sinne der Agrarindustrie will sie so wenig Veränderung wie möglich. Bislang hat Klöckner sich damit herausgeredet, eine verpflichtende Kennzeichnung könne nur EU-weit umgesetzt werden. Statt jetzt im EU-Ministerrat die Initiative zu ergreifen und dazu einen Vorschlag einzubringen, versucht sie, ihr überflüssiges freiwilliges Siegel über die EU wieder ins Rennen schicken, für das sie in Deutschland weder vom Handel noch aus den eigenen Reihen Unterstützung bekommt.Stephanie Töwe, Greenpeace-Landwirtschaftsexpertin
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Matthias Lambrecht
- Experte für Agrarwende
- matthias.lambrecht@greenpeace.org
- 0151-42433135
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204769-kommentar-zu-klockners-vorschlag-eines-eu-weiten-freiwilligen-tierwohl-siegelsVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.
Greenpeace-Stellungnahme zum heute vom BMEL vorgestellten Erntebericht 2024
Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mehr Einsatz für Klimaanpassungen in der Landwirtschaft, statt erneut vor der Agrarlobby ...
Supermarkt-Check von Greenpeace: Kleine Fortschritte auf dem Weg zu Fleisch aus besserer Haltung
Die großen Lebensmittelhändler haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment schneller als im Vorjahr reduziert. Dennoch macht Fleisch aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 trotz des ...
Greenpeace und Vier Pfoten fordern von Bundesländern sofortiges Verbot der Anbindehaltung
Vor der heutigen Abstimmung des Bundesrats demonstrieren Greenpeace und Vier Pfoten vor dem Gebäude mit zwei Meter hohen Fotowänden für ein komplettes Verbot der tierquälerischen Anbindehaltung.
Stellungnahme
Der Bundesrat hat gravierende Änderungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung am heutigen Freitag abgelehnt und sie in weiten Teilen unverändert verlängert.