Ushuaia/Hamburg, 11. 2. 2020 – Zügelpinguin-Kolonien auf der Antarktis-Insel Elephant Island sind seit der letzten Zählung vor 50 Jahren um fast 60 Prozent eingebrochen. Das zeigen aktuelle Untersuchungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Bord des Greenpeace-Schiffes Esperanza. Eine spezifische Kolonie schrumpfte sogar um 77 Prozent: Das Wissenschaftlerteam von mehreren amerikanischen Universitäten zählte nur 52.786 Brutpaare, ein dramatischer Rückgang im Vergleich zu der letzten Zählung von 1971, bei der auf Elephant Island noch 122.550 Paare erfasst wurden. „Diese Zahlen spiegeln die massive Bedrohung für die Tierwelt der Westantarktis. Die Antarktis braucht dringend großflächige Schutzgebiete ohne jede menschliche Nutzung”, erklärt Thilo Maack, Meeresexperte von Greenpeace.
Mit großer Wahrscheinlichkeit, so die Wissenschaftler, ist der massive Rückgang der Zügelpinguin-Kolonien eine Konsequenz der Klimakrise: Der Rückgang des Eises, vor allen Dingen in der Westantarktis, hat dramatische Auswirkungen auf das antarktische Nahrungsnetz, das auf der Verfügbarkeit von Krill basiert. Erst in der vergangenen Woche wurden auf der antarktischen Halbinsel 18,3 Grad Celsius gemessen – das war der wärmste Tag in der Antarktis seit Beginn der Temperaturmessungen.
Dr. Heather J. Lynch, außerordentliche Professorin für Ökologie und Evolution an der Stony Brook University New York, leitete eine der wissenschaftlichen Zählungen. Sie sagt: „Der dramatische Rückgang der Pinguin-Kolonien zeigt, dass sich das Ökosystem des Südlichen Ozeans grundlegend verändert hat. Das wirkt sich auf die Nahrungsversorgung der Zügelpinguine aus - und alle uns vorliegenden Ergebnisse deuten darauf hin, dass dafür die Klimakrise verantwortlich ist”. Das Wissenschaftlerteam von Stony Brook und der Northeastern University hat auch eine Reihe großer, aber relativ unbekannter Zügelpinguin-Kolonien auf Low Island vermessen, wobei manuelle und Drohnen-Vermessungstechniken eingesetzt wurden. Dies ist das erste Mal, dass die Insel, auf der etwa 100.000 brütende Pinguinpaare vermutet werden, ordnungsgemäß vom Land aus vermessen wurde, mit Ergebnissen, die noch folgen werden.
Greenpeace fordert ein globales Hochseeschutzabkommen bis 2020. Ab dem 23. März startet in New York die vierte und voraussichtlich letzte UN-Verhandlungsrunde zum Schutz der internationalen Gewässer, zu denen auch Südpolarmeer gehört. Mit einem solchen Abkommen sollen Meeresschutzgebiete für Pinguine, andere Meerestiere und empfindliche Lebensräume eingerichtet werden können. Maack sagt: “Das antarktische Meer und die Ozeane allgemein brauchen umfassenden Schutz, mindestens 30 Prozent müssen bis spätestens 2030 unter Schutz gestellt werden”.
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