Berlin, 8. 3. 2020 – Eine Zulassungssteuer für Neuwagen mit hohem Spritverbrauch kann die CO2-Emissionen im Straßenverkehr deutlich senken. Wie eine solche Ergänzung der Kfz-Steuer aussehen muss, zeigt ein Reformvorschlag des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FöS) im Auftrag von Greenpeace. Mit einer Zulassungssteuer ist es etwa der niederländischen Regierung gelungen, den durchschnittlichen CO2-Ausstoß von Neuwagen innerhalb von zehn Jahren von einem mit Deutschland vergleichbaren Niveau auf einen europäischen Spitzenwert zu senken. Die große Koalition streitet derzeit, wie die Kfz-Steuer reformiert werden soll. Greenpeace fordert, die geplante Reform mit einer CO2-basierte Zulassungssteuer zu verbinden. „Der alarmierende CO2-Rückstand im Verkehr lässt sich nur aufholen, wenn die Bundesregierung mit Steuern tatsächlich steuert – nämlich weg von schweren, klimaschädlichen Autos, hin zu kleinen und emissionsfreien E-Autos. Dafür ist die Zulassungssteuer ein wirksames Instrument“, so Greenpeace-Verkehrsexperte Tobias Austrup. (Die Studie online: https://bit.ly/38zddY5)
Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) steht unter Druck, weitere Maßnahmen zum Klimaschutz vorzulegen. Diese Woche haben zwei Gutachten gezeigt, dass im Verkehr eine CO2-Lücke von über 33 Millionen Tonnen zu den für 2030 beschlossenen Zielen der Bundesregierung klafft. Der Greenpeace-Vorschlag einer Zulassungssteuer würde helfen, diese Lücke zu schließen. Sparsame Autos würden damit gering belasten, Elektroautos gar nicht. Ein schweres und verbrauchsintensives Auto wie der Audi Q7 jedoch würde 16.350 Euro teurer. „Damit sich die Mobilitätswende beschleunigt, müssen schwere, schmutzige Autos teurer werden“, so Austrup. „Wer sich dennoch einen tonnenschweren Spritfresser kaufen will, muss dafür künftig tiefer in die Tasche greifen.“
Wieviel weniger klimaschädlich die Besteuerung von Autos mit hohem Verbrauch den Straßenverkehr macht, zeigen die Niederlande: Die dortige Regierung hat den durchschnittlichen CO2-Ausstoß der Neuwagenflotte mit einer Neuzulassungssteuer seit 2006 deutlich schneller gesenkt als Deutschland. Im Vergleichsjahr 2017 stießen Neuwagen im Schnitt 108 Gramm CO2 pro Kilometer aus: weniger als in der EU (119 g/km) und deutlich weniger als in Deutschland (127 g/km).
Neben der Zulassungssteuer sieht der Greenpeace-Vorschlag vor, die bisherige Kfz-Steuer an CO2-Ausstoß und Gewicht zu koppeln. Dadurch würden kleine, leichte und damit energieeffiziente Fahrzeuge auch in der jährlichen Besteuerung bessergestellt, schwere Autos wie SUVs hingegen schlechter. Die Gewichtskomponente stabilisiert die Einnahmen aus der Kfz-Steuer auch bei einem raschen Zuwachs an E-Autos. Die vorrübergehenden Einnahmen der Zulassungssteuer könnten etwa als Mobilitätsgeld oder Klimadividende an Bürgerinnen und Bürgern zurückfließen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204749-reform-der-kfz-steuer-kann-klima-schutzen-und-einnahmen-sichernVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Stellungnahme zum Prüfbericht des Expertenrats für Klimafragen
Martin Kaiser fordert die Bundesregierung von Friedrich Merz (CDU) zu schnellen Schritten auf.
Greenpeace-Stellungnahme zur Regierungserklärung
Martin Kaiser, geschäftsführender Vorstand von Greenpeace Deutschland zur heutigen Regierungserklärung von Bundeskanzler Friedrich Merz, in der er nur kurz die existenzielle Klimakrise streifte, un...
Greenpeace-Studie: Energiehunger von Künstlicher Intelligenz gefährdet Energiewende
Der Energiebedarf von KI-Anlagen gefährdet die Fortschritte der weltweiten Energiewende, so eine aktuelle Studie des Öko-Instituts im Auftrag von Greenpeace
Greenpeace zur Entscheidung des EU-Parlaments, die CO2-Flottengrenzwerte abzuschwächen
Das Europäische Parlament hat heute dafür gestimmt, die bereits 2019 beschlossenen Flottengrenzwerte für neue Pkw abzuschwächen.
1200 Menschen demonstrieren in Reichling gegen Gasbohrungen in Bayern
In Reichling haben 1200 Menschen gegen Gasbohrungen in Bayern protestiert. Fridays for Future, Bund Naturschutz, Greenpeace, Protect the Planet und die örtliche Bürgerinitiative hatte zu der Kundge...