Berlin, 23. 3. 2020 – Mit den geplanten milliardenschweren Wirtschaftshilfen kann die Bundesregierung die Folgen der Corona-Krise mildern und Deutschland gleichzeitig sozialer, klimafreundlicher und wirtschaftlich zukunftsfähiger aufstellen. Das ist das Ergebnis einer Kurz-Expertise des Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) im Auftrag der Umweltorganisation Greenpeace. „Die gewaltigen staatlichen Hilfen müssen kurzfristig soziale und wirtschaftliche Verwerfungen auffangen“, sagt Greenpeace-Klimaexperte Tobias Austrup. „Klug gewählt, können die weiteren Konjunkturprogramme das Land entscheidend voranbringen beim Aufbau einer zukunftsfähigen Wirtschaft. Deutschland braucht einen neuen, grünen Marshallplan.“Die Expertise unterscheidet zwischen kurzfristigen Maßnahmen, die mit Steuerstundungen, Kurzarbeitergeld oder Übergangskrediten vor allem die Liquidität von Unternehmen und Bevölkerung sichert. Sie entfalten keine eigene Klimawirkung. Diese klimapolitisch neutralen Instrumente können in einer zweiten Phase durch ökologisch lenkende, grüne Konjunkturpakete ergänzt werden. So lassen sich soziale und wirtschaftliche Schäden durch die Corona-Krise abfedern und nötige Schritte hin zu einer klimaverträglichen Wirtschaft finanzieren. (Die Expertise online: https://act.gp/2wmeS6e)
Die Autoren schlagen erste Maßnahmen vor, um die wahrscheinlichen Wirtschaftseinbußen und die Klimakrise gleichzeitig anzugehen. Indem die Bundesregierung etwa den Ausbaudeckel bei Solaranlagen aufhebt oder private Investitionen in die Energieeffizienz von Gebäuden fördert, verschafft sie Handwerk und Industrie Aufträge und sichert so Arbeitsplätze. Der niedrige Ölpreis sollte genutzt werden, um klimaschädliche Subventionen wie das Dieselprivileg abzubauen und so Finanzmittel zur Krisenbekämpfung zu sichern. Die derzeit bundesweit starke Nutzung von Homeoffice sollte wissenschaftlich begleitet werden, um mit den Erkenntnissen langfristig die Zahl von Dienstreisen und Arbeitswegen zu verringern.
Klimaschädliche Maßnahmen, wie etwa die Abwrackprämie während der Finanzhilfe oder ein Lockern von Umweltauflagen, sollten vermieden werden. „Die Corona-Krise darf nicht missbraucht werden, um den anstehenden grünen Strukturwandel zu kassieren“, so Austrup. „Die Bundesregierung hat jetzt die große Chance, das Land in eine bessere, saubere Zukunft zu steuern.“
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Gregor Kessler
- Pressesprecher Mobilität
- gregor.kessler@greenpeace.org
- 0151-72702918
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204675-hilfen-fur-die-wirtschaft-nutzen-um-deutschland-zu-modernisierenVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zum Wachstumschancengesetz
Für Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter bringt das heute beschlossene Wachstumschancengesetz und die damit verbundene Protokollerklärung zur Entlastung der Landwirtschaft zu viele ö...
Neue Studie: Grasfütterung für Kühe macht Milchproduktion nachhaltiger
Würden Rinder in Deutschland mit mehr Gras und Heu statt mit Mais und Kraftfutter gefüttert, wirkte sich dies positiv auf den Flächenverbrauch, die Gesamtproduktion von Nahrungsmitteln, das Klima u...
Nach neuen Recherchen: Greenpeace-Aktive kennzeichnen Bärenmarke-Milch aus tierschutzwidriger Haltung
Auf das Leid der Kühe bei der Erzeugung von Bärenmarke-Milch machen Greenpeace-Aktive aufmerksam und kennzeichnen heute in Supermärkten in ganz Deutschland Produkte der Marke mit Warnhinweisen.
Greenpeace deckt auf: Bärenmarke-Werke verarbeiten Milch aus tierschutzwidriger Anbindehaltung
Greenpeace-Aktive machen heute darauf aufmerksam, dass die Bärenmarke-Molkerei Hochwald Milch von Kühen verarbeitet, die unter Bedingungen gehalten werden, die gegen das Tierschutzgesetz verstoßen....
Greenpeace demonstriert für Schutz ökologisch wertvoller Brachflächen
Greenpeace kämpft dafür, dass der Mindestanteil von vier Prozent Ackerfläche als Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere nicht aufgegeben wird.