Tschernobyl, 17.4.2020 – Die Brände auf radioaktiv belasteten Flächen um das havarierte Atomkraftwerk Tschernobyl sind in der vergangenen Nacht wieder aufgeflammt. Von Greenpeace ausgewertete Satellitenbilder der Nasa zeigen, dass es nördlich der ukrainischen Stadt Iwankiw an drei Stellen in der Sperrzone um die Ruine des Reaktors brennt. Betroffen sind insgesamt etwa 1800 Hektar stark kontaminierter Böden. Nördlich von Korosten, einer Stadt mit 63.000 Einwohnern, brennt es zudem an der ukrainisch-weißrussischen Grenze auf insgesamt 18.000 radioaktiv belasteten Hektar. Durch den Wind wird der radioaktive Rauch der Feuer derzeit nach Südosten weit über Kiew hinaus getragen. Die Rauchfahne ist bis zu 300 Kilometer lang und bis zu 120 Kilometer breit. „Diese Feuer zeigen, dass ein Atomunfall auch nach Jahrzehnten eine gesundheitliche Gefahr darstellt“, sagt Heinz Smital, Atomphysiker von Greenpeace.
Die Feuer in der Ukraine brennen seit zwei Wochen fast ununterbrochen. Bisher wurden 48.700 Hektar, eine Fläche halb so groß wie Berlin, von den Flammen erfasst. Ein Großteil der Flächen ist seit der Explosion des Atommeilers 1986 mit Cäsium 137, Plutonium 239 und Strontium 90 belastet. Die Feuer wirbeln dieses radioaktive Material in die Luft. Winde verteilen es anschließend weitläufig. Sobald Menschen den Rauch riechen können, atmen sie die strahlenden und giftigen Partikel mit ein. Plutonium wirkt in der Lunge besonders schädlich. Der giftige und radioaktive Stoff wird bei Atomunfällen etwas 250 Mal problematischer eingeschätzt als Cäsium 137. Bisher gibt es keine Daten darüber, wie viel Strahlung das Feuer aufgewirbelt und weiter verteilt hat.
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