Hamburg, 23. 5. 2020 – In 30 deutschen Städten richten Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten heute sichere Fahrradwege, so genannte Pop-up Radwege, für den Infektions- und Klimaschutz ein.
Gemeinsam mit anderen Umweltverbänden und Initiativen sorgen die Umweltschützer mit Warnstreifen, Pylonen und Piktogrammen für eine sichtbare Trennung von Radwegen auf zumeist mehrspurigen Autostraßen. Eine am Dienstag veröffentlichte Greenpeace-Studie warnt vor einem Verkehrskollaps in Städten als Folge der Corona-Krise. Denn aus Sorge vor Ansteckung wollen viele Menschen auch mittelfristig öffentliche Verkehrsmittel meiden – dies könnte zu mehr Autoverkehr führen (online unter https://act.gp/3cJVXlB). „Um Menschen in der Corona-Krise zu schützen, müssen Städte mehr Platz für Radfahrer und Fußgänger freigeben“, sagt Marion Tiemann, Verkehrsexpertin von Greenpeace. „Die rechtlichen Möglichkeiten für sichere Radwege sind da, der Bedarf auch. Was fehlt ist der politische Wille.“
Weltweit entdecken Städte wie Brüssel, London und Paris das große Potenzial verkehrsberuhigter Innenstädte für den Infektions- und Klimaschutz. Hierzulande hat bisher nur Berlin umfassende Maßnahmen getroffen, um Fuß- und Radverkehr zu erleichtern. Die Einrichtung von Pop-Up Radwegen, Fußgängerzonen und Spielstraßen ist schnell umsetzbar, rechtlich für Städte möglich und kostengünstig. Dennoch muss der Ausbau der Radinfrastruktur vom Bund unterstützt werden: Greenpeace fordert, dass die entsprechenden Fördermittel auf 2,8 Milliarden Euro für den Zeitraum von 2020 bis 2023 verdoppelt werden. Der Radverkehrsanteil in den zehn größten deutschen Städten könnte so von heute rund 14 Prozent bis 2030 auf 30 Prozent steigen.
„Damit Corona nicht auch die Verkehrswende infiziert, müssen Städte verhindern, dass Menschen wieder in Autos gezwungen werden. Das ist eine riesige Chance, um beim Umstieg auf sichere, saubere und klimafreundliche Verkehrsmittel voran zu kommen“, sagt Tiemann. Nach Berechnungen von Greenpeace könnten die mit dem Auto zurückgelegten Personenkilometer in deutschen Metropolen in Folge der Pandemie um bis zu 20 Milliarden pro Jahr steigen. Dies droht die ohnehin miserable Klimabilanz des Verkehrs mit zusätzlichen 3 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zu verschlechtern.
Sechs Prozent der deutschen Haushalte ohne eigenen Pkw geben laut Umfragen an, aufgrund der Verbreitung des Corona-Virus über die Anschaffung eines Pkw nachzudenken. Damit könnten dieses Jahr zusätzliche 856.800 Pkw auf die Straßen kommen. Mehr Autos verschärfen die Klimakrise und bedeuten mehr Verkehr, Stau, Abgase und Lärm. Um den CO2-Ausstoß auf den Straßen zu senken, empfahlen zuletzt auch die Regierungsberater des Sachverständigenrats für Umweltfragen, Radfahrende und Fußgänger zu stärken und Autoverkehr in Städten unattraktiver zu machen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Simone Miller
- Pressesprecherin Mobilität
- simone.miller@greenpeace.org
- 0171-8706647
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Verkehrsministerkonferenz: Greenpeace-Auswertung zeigt deutlich geschrumpftes Schienennetz im Verhältnis zur Straße
Vor der heute beginnenden Konferenz der Verkehrsminister:innen der Länder (VMK) demonstriert Greenpeace dafür, den Bau weiterer Autobahnen auszusetzen.
Greenpeace zum heutigen Bericht des Expertenrats Klimafragen
Der Verkehr hat die gesetzlichen CO2-Ziele auch im vergangenen Jahr mit 13 Millionen Tonnen deutlich verfehlt, bestätigte der Expertenrat Klimafragen in seinem heute vorgestellten Prüfbericht.
Greenpeace zu den Fahrverbot-Aussagen des Verkehrsministers
Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) behauptet, der deutliche Klimarückstand im Verkehr sei nur mit Fahrverboten an zwei Wochentagen aufzuholen.
Greenpeace zum Baubeginn der Batteriefabrik bei Heide
Der offizielle Baubeginn der Northvolt-Batteriefabrik bei Heide in Schleswig-Holstein startet heute im Beisein von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne).
Greenpeace zu den Bilanzzahlen der Deutschen Bahn
Die Deutsche Bahn schreibt im Jahr 2023 beim operativen Ergebnis (EBIT) einen Verlust von knapp 1 Milliarde Euro, zeigt die heute vorgestellte Jahresbilanz.