Hamburg/Manaus, 17.7.20 – Mit aktuellen Luftaufnahmen dokumentiert Greenpeace die anhaltenden Brände und fortschreitende Zerstörung im brasilianischen Regenwald. Die Fotos entstanden bei einem Überflug im Bundesstaat Mato Grosso in der vergangenen Woche.
Allein im Juni wurden im Amazonas-Gebiet offiziell 2.248 Feuer-Hotspots verzeichnet, geschätzt ist das ein Gebiet etwa vier Mal so groß wie die Stadtfläche Hamburgs und knapp 20 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Brände in Mato Grosso wurden überwiegend absichtlich und illegal gelegt, um die zerstörten Flächen zu bewirtschaften. Trotz der Waldzerstörung will die deutsche Regierung während ihrer EU-Ratspräsidentschaft das umstrittene Handelsabkommen zwischen der EU und vier Staaten Südamerikas abschließen. „Brasiliens Präsident Bolsonaro beschleunigt die Zerstörung des Amazonas-Regenwalds ganz bewusst”, erklärt Gesche Jürgens, Greenpeace Wald-Expertin. „Die Bundesregierung beeindruckt das nicht: jedes Mittel scheint recht um das Abkommen durchzuboxen.“ Entgegen anderslautender Beteuerungen Deutschlands, könnte die Bundesregierung auch Teile des Abkommens zur Abstimmung bringen, um eine notwendige Einstimmigkeit zu umgehen.
Das Abkommen mit den südamerikanischen Mercosur-Staaten begünstigt den Import von Produkten wie Rindfleisch und Soja durch die Reduzierung von Zöllen und Ausfuhrsteuern. Sojaanbau für Tierfutter und die Rinderzucht werden dadurch lukrativer und vorangetrieben. Für Weideflächen und Plantagen wird der Wald massiv zerstört - mit schwerwiegenden Folgen, wie der Vertreibung Indigener vom eigenen Land. Feuer zu legen, um sich Land anzueignen, ist dabei gängige Praxis der Agrarindustrie. Mato Grosso ist besonders hart getroffen: knapp 50 Prozent der rund 9.000 verzeichneten Brandherde wüteten bislang 2020 in dem Bundesstaat.
Bolsonaros Regierung gerät international zunehmend unter Druck. Investoren und Handelspartner kritisieren die Vorgehensweise vermehrt. Bolsonaro schickte das Militär in kostspielige und ineffiziente Einsätze vor Ort und hat nun Brandrodung für 120 Tage verboten. „Die Maßnahmen der brasilianischen Regierung sind reine Augenwischerei. Die Bundesregierung darf dies nicht stillschweigend akzeptieren, sondern muss die weitere Ratifizierung stoppen. Das Abkommen ist zudem nicht zeitgemäß – wird es abgeschlossen, ist das ein Brandbeschleuniger für die Zerstörung des Regenwalds. Es braucht eine grundlegende, sozial-ökologische Neuausrichtung von Handelsabkommen“, so Jürgens.
In Österreich, Frankreich, den Niederlanden, Irland und Belgien kündigten Parlamente oder Regierungen Widerstand gegen das Abkommen an.
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