Burg/Fehmarn, 11. 8. 2020 – Aus Protest gegen das fortgesetzte Verzögern dringend notwendigen Meeresschutzes durch das Bundesfischereiministerium haben Greenpeace-Aktivistinnen und Aktivisten begonnen, Felsbrocken im Fehmarnbelt zu versenken.
Um das Schutzgebiet vor weiteren Schäden durch die Grundschleppnetzfischerei zu schützen, lassen die Umweltschützer bis zu einer Tonne schwere Granitsteine von Bord des Aktionsschiffes „Beluga II“ ins Meer. Obwohl der Fehmarnbelt ausgewiesenes Schutzgebiet ist, durchpflügen Fischer mit Genehmigung von Ministerin Julia Klöckner (CDU) den Meeresgrund mit schweren Schleppnetzen und zerstören so das Ökosystem. „Nord- und Ostsee sind in einem miserablen Zustand“, sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. „Die bedrohten Lebensräume dort müssen besser geschützt werden, damit Fischbestände sich erholen können. Fischereiministerin Klöckner muss diese Schutzgebiete konsequent von zerstörerischer Fischerei befreien.“
Die Bundesregierung hatte im Februar 2019 ankündigt, die Grundschleppnetzfischerei in Teilen des Schutzgebietes Fehmarnbelt und weiteren Natura 2000-Zonen der Ostsee verbieten zu wollen. Das Bundesamt für Naturschutz und das staatliche Thünen-Institut für Ostseefischerei hatten dafür bereits einen Plan vorgelegt. Seitdem ist jedoch nichts passiert. Natura2000-Regionen wie der Fehmarnbelt oder der Adlergrund vor Rügen sind zum Teil hohem Fischereidruck durch Grundschleppnetz- und Stellnetzfischer ausgesetzt. Dortige Steinriffe und Miesmuschelbänke bieten jedoch eine reichhaltige Artenvielfalt und müssen bewahrt werden. Mit ihren Fängen in den Schutzgebieten konnten die deutschen Fischer nach behördlichen Daten aus den Jahren 2013-2017 nur kläglich verdienen. „Die geringen Erlöse der Fischer in den Schutzgebieten stehen in keinem Verhältnis zum hohen ökologischen Wert dieser Lebensräume“, so Maack. „Ministerin Klöckner muss jetzt schnell einschreiten, um den vielleicht endgültigen Verlust wertvoller Ökosysteme zu verhindern.“
Der Meeresschutz besteht in Deutschland lediglich auf dem Papier, wie ein aktueller Greenpeace-Report (https://act.gp/3gFHs41) zeigt. Obwohl die Regierung bereits im Jahr 2007 fast die Hälfte der deutschen Nord- und Ostsee als Schutzzonen ausgewiesen hat, sind dort Fischerei, Sand- und Kiesabbau und im Nationalpark Wattenmeer sogar die Ölförderung gestattet. Doch die Meere leiden: In der westlichen Ostsee sind besonders die Dorsch- und Heringsbestände eingebrochen, Schweinswale der zentralen Ostsee sind akut gefährdet. Zudem geht ihr die Luft aus. So genannte Todeszonen ohne Sauerstoff, in denen weder Fische noch andere Meeresbewohner überleben können, nehmen zu. Intakte Schutzgebiete wirken wie eine Atempause für die Meere. Was den Meeren dient, dient auch den Fischern: Fischbestände können sich erholen und Fischer außerhalb dieser Gebiete bald wieder mehr Fisch fangen.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9-14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Ohne Windkraft an Land wäre Strom 2024 um 50 Prozent teurer gewesen
Der Rückbau von Windkraftanlagen an Land, mit dem im Wahlkampf gedroht wird, würde Strom massiv verteuern und Milliarden an Entschädigungen nach sich ziehen.
Dritter Jahrestag des Kriegsbeginns: Aktivist:innen protestieren auf der Ostsee gegen russische Ölexporte mit veralte...
Gegen umweltgefährdende russische Ölexporte mit maroden Tankern der sogenannten Schattenflotte protestieren heute 15 Greenpeace-Aktivist:innen auf der Ostsee vor Rostock.
Greenpeace-Kurzstudie: Klimageld wäre ökologischer und gerechter als Steuersenkungen
Die Entlastung durch ein Klimageld ist sozial gerechter und ökologisch vorteilhafter als Steuersenkungen. Das ist das Ergebnis einer Kurzstudie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft im Auft...
Greenpeace Stellungnahme zum Zweijahresgutachten des Expertenrates für Klimafragen
Um die Menschen vor den schlimmsten Auswirkungen der Klimakrise zu schützen, muss Deutschland seinen Beitrag zur Stabilisierung der Erderwärmung auf 1,5 Grad leisten.
Deutschland und die G7 geben immer mehr Geld für klimaschädliche Subventionen aus
Trotz klammer Haushalte und weltweit steigender CO2-Emissionen subventionieren die großen Industrienationen der G7-Gruppe klimaschädliche Energien weiter mit Rekordsummen.