Koblenz, 31. 8. 2020 - Für eine klimaschonende Landwirtschaft protestieren heute Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten auf der Mosel neben einem Schiff mit den europäischen Agrarministerinnen und -ministern an Bord.
Diese treffen sich unter dem Vorsitz von Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) in Koblenz. Von drei Booten aus lassen die acht Umweltschützer ein Banner mit der Aufschrift “Kein Geld für Gestern” an einem Flugdrachen aufsteigen. Die Gemeinsame Agrarpolitik der Europäischen Union (GAP) vergibt seit Jahrzehnten den Großteil der Subventionen an Höfe mit großen Flächen und fördert damit Massentierhaltung und Pestizideinsatz. Während der derzeitigen deutschen EU-Präsidentschaft will Ministerin Klöckner die Reform der Agrarpolitik entscheidend vorantreiben. Der vorliegende Entwurf hält jedoch am alten Verteilungsprinzip fest.
“Wenn Frau Klöckner die Subventionspolitik aus dem letzten Jahrhundert nicht grundlegend überarbeitet, bleiben Klima, Tierwohl und Artenschutz weiter auf der Strecke”, sagt Lasse van Aken, Landwirtschaftsexperte von Greenpeace. “Statt riesiger Monokulturen muss die EU gezielt die Landwirtinnen und Landwirte fördern, die Böden und Wasser schützen und ihre Tiere artgerecht halten. Nur so können die europäischen Klimaziele erreicht werden.”
Die GAP ist der mit Abstand größte Posten im EU-Haushalt. Die alle sieben Jahre durchgeführte Reform legt die Kriterien fest, nach denen die landwirtschaftlichen Betriebe die Subventionen erhalten. Diese werden weitgehend unabhängig davon gezahlt, wie die Flächen bewirtschaftet werden. Daher erhalten so gut wie alle Höfe Subventionen. Bleibt es beim bisherigen flächengebundenen Verteilungsprinzip, bekommen weiterhin lediglich sechs Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe jährlich über zwei Milliarden Euro. Betriebe, die konkrete Maßnahmen gegen die Klimakrise oder zum Erhalt der Artenvielfalt umsetzen, erhalten keine angemessene finanzielle Belohnung. Insgesamt fließen jedes Jahr rund fünf Milliarden Euro direkt an deutsche Landwirtinnen und Landwirte.
„Ministerin Klöckner möchte am Prinzip der flächengebundenen Zahlung festhalten. Die grundlegenden Defizite der europäischen Agrarpolitik geht sie nicht an”, so van Aken. „Im Reformentwurf werden schwachen Umweltvorgaben nur neue Namen gegeben. Frau Klöckner verkauft alten Wein in neuen Schläuchen. Mit Greenwashing ist aber weder der Gesellschaft noch den Bauern und Bäuerinnen geholfen, die schon jetzt unter der Klimakrise leiden.”
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Kristina Oberhäuser
- Pressesprecherin Agrarwende
- kristina.oberhaeuser@greenpeace.org
- 0171-7099104
-
- Lasse van Aken
- Experte für Agrarwende, nachhaltige Landwirtschaft, Europäische Agrarpolitik
- lasse.van.aken@greenpeace.org
- 0160-7260337
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204547-greenpeace-aktive-protestieren-fur-mehr-klimaschutz-in-der-europaischen-agrarpolitikVerwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Greenpeace-Molkerei-Ranking: Weidemilch bleibt Nischenprodukt
Die zweite Molkerei-Abfrage von Greenpeace zeigt, dass die Molkereien weiter hauptsächlich Milch verarbeiten, die von Kühen stammt, die das ganze Jahr im Stall stehen.
Greenpeace-Stellungnahme zum heute vom BMEL vorgestellten Erntebericht 2024
Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Matthias Lambrecht fordert von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mehr Einsatz für Klimaanpassungen in der Landwirtschaft, statt erneut vor der Agrarlobby ...
Supermarkt-Check von Greenpeace: Kleine Fortschritte auf dem Weg zu Fleisch aus besserer Haltung
Die großen Lebensmittelhändler haben den Anteil an Billigfleisch in ihrem Sortiment schneller als im Vorjahr reduziert. Dennoch macht Fleisch aus den schlechtesten Haltungsformen 1 und 2 trotz des ...
Greenpeace und Vier Pfoten fordern von Bundesländern sofortiges Verbot der Anbindehaltung
Vor der heutigen Abstimmung des Bundesrats demonstrieren Greenpeace und Vier Pfoten vor dem Gebäude mit zwei Meter hohen Fotowänden für ein komplettes Verbot der tierquälerischen Anbindehaltung.
Stellungnahme
Der Bundesrat hat gravierende Änderungen der Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung am heutigen Freitag abgelehnt und sie in weiten Teilen unverändert verlängert.