Hamburg, 16.9.2020 – Wie der Radverkehr in 30 deutschen Städten sicherer werden kann, zeigt Greenpeace in einer neuen Studie (https://act.gp/32vC1jK) zur Umwidmung von Auto Fahrstreifen in geschützte Radwege (“Protected Bike Lanes”).
Die Untersuchung wendet das Berliner Mobilitätsgesetz von 2018 an, das Radfahrende mit dem Ausbau von gut befahrbaren Radwegen schützen will. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass in allen untersuchten 30 Städten ausreichend Platz für ein besseres Fahrradnetz vorhanden ist. „Für einen sicheren Radverkehr muss der Platz in Städten auf Kosten des Autos neu verteilt werden“, sagt Marion Tiemann, Verkehrsexpertin von Greenpeace. „Es braucht mehr Mut und Tempo bei der Verkehrswende in Städten, klimafreundliche Verkehrsmittel müssen klar bevorzugt werden. Die Bundesregierung muss den Städten dabei rechtlich und finanziell einen größeren Spielraum verschaffen.”
Laut der Greenpeace-Analyse könnten in den 30 deutschen Städten insgesamt 2.747 Kilometer geschützte Radwege auf mehrspurigen Autostraßen entstehen. Bei einer Breite von 2,5 Metern in beide Richtungen ergibt dies einen Flächenbedarf von knapp 14 Millionen Quadratmetern – das entspricht nur einem Sechstel der Stadtfläche, die alle zugelassenen privaten Pkw allein zum Parken beanspruchen - rund 85 Millionen Quadratmeter.
Für den Umbau von Auto Fahrstreifen in sichere Radwege bis 2024 berechnet Greenpeace Kosten von 2,75 Milliarden Euro. Das liegt deutlich über den geplanten Bundesmitteln für den Radverkehr in den kommenden Jahren (1,4 Milliarden Euro). Die Summe beträgt aber nur einen Bruchteil der im Bundesverkehrswegeplan vorgesehenen Mittel. Dort sind allein rund acht Milliarden Euro pro Jahr für den Ausbau und Erhalt der Bundesfernstraßen vorgesehen. Geschützte Radwege sind vergleichsweise günstig: Für den Bau von einem Kilometer geschütztem Radweg werden rund eine Million Euro veranschlagt, der Ausbau der Berliner Stadtautobahn kostet dagegen über 190 Millionen Euro pro Kilometer.
Klimafreundliche Mobilität und eine faire Flächenverteilung stehen auch am kommenden Wochenende im Mittelpunkt der Diskussion: Vom 18. bis 20. September werden deutschlandweit tausende Menschen für eine Verkehrswende mit mehr Platz für sichere Radwege demonstrieren. Ein breites Bündnis aus Initiativen, Fahrrad- und Umweltverbänden organisiert rund um den „Parking Day“ in über 90 Städten eine “Kidical Mass”. Greenpeace-Aktive errichten für diese Fahrrad-Demonstrationen in vielen Städten geschützte Radwege und setzen sich für den Ausbau von Pop-Up Radwegen ein.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Simone Miller
- Pressesprecherin Mobilität
- simone.miller@greenpeace.org
- 0171-8706647
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204468-verkehrswende-mehr-platz-fur-radwege-weniger-fur-autos/Verwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Gasbohrung vor Borkum: Vertrag mit Niederlanden verstößt gegen Grundgesetz und Völkerrecht
Der Vertrag zwischen Deutschland und den Niederlanden zur grenzüberschreitenden Erdgasausbeutung vor der Nordseeinsel Borkum ist verfassungs- und völkerrechtswidrig. Er verstößt sowohl gegen das Pa...
Bundesregierung muss zu Klima-Verfassungsbeschwerden Stellung nehmen
Die Verfassungsbeschwerden von fünf deutschen Umweltverbänden für ausreichenden Klimaschutz haben eine wichtige Hürde genommen. Das Bundesverfassungsgericht hat die Bundesregierung, Bundesrat, Bund...
Greenpeace-Stellungnahme zum Bohrbeginn in Reichling
Im oberbayerischen Reichling hat die Gasbohrung begonnen. Das hat die Regierung von Oberbayern bestätigt. Saskia Reinbeck, Klimaschutzexpertin von Greenpeace Bayern, fordert Bayerns Wirtschaftsmini...
Greenpeace-Aktivist:innen protestieren auf Bohrplatz: Kein neues Gas in Bayern!
Im oberbayerischen Reichling soll kommende Woche nach fossilem Erdgas gebohrt werden. Greenpeace-Aktivist:innen haben mit einer fünf Meter hohen Bambus-Konstruktion direkt auf dem Bohrplatz protest...
Greenpeace-Stellungnahme zu Aiwangers Forderung nach Aussetzen des Klagerechts
Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) fordert in einem Brief an Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), das Verbandsklagerecht bei Infrastrukturvorhaben für drei Ja...