Doggerbank/ Nordsee, 22. 9. 2020 – Greenpeace-Aktivistinnen und -Aktivisten auf dem Aktionsschiff Esperanza haben damit begonnen, tonnenschwere Felsbrocken im britischen Teil des Schutzgebietes Doggerbank in der Nordsee zu versenken.
Sie wollen die Doggerbank damit vor der Fischerei mit Grundschleppnetz schützen. Diese Art der Fischerei zerstört nachweislich den Lebensraum des Schutzgebietes. „Die britische Regierung hat es verpasst, gegen die Zerstörung der in ihren Schutzgebieten operierenden Grundschleppnetzflotte vorzugehen“, sagt Greenpeace-Meeresbiologe Thilo Maack. „Daher weiten die Aktivistinnen und Aktivisten ihren im Juli in der deutschen Ostsee begonnenen Meeresschutz aus. Wir fordern echte Schutzgebiete ohne zerstörerische Fischerei.“
Der Meeresboden der Doggerbank ist einer der wichtigsten Lebensräume der Nordsee. Er ist die Heimat unter anderem von Sandaal, Krabben und Plattfischen. Diese Arten sind eine lebenswichtige Nahrungsquelle für Tümmler und Seevögel wie Papageientaucher. Die Doggerbank zählt seit 2017 zum zusammenhängenden Netz europäischer Schutzgebiete „Natura2000“. Doch auch in der Doggerbank besteht der Meeresschutz nur auf dem Papier. Fischer arbeiten dort oft mit zerstörerischen Dredge-Grundschleppnetzen zum Fang von Jakobsmuscheln sowie mit der elektrischen Pulsfischerei. Dauerhafte Fischereibeschränkungen gibt es nicht. Greenpeace-Rechercheure haben dokumentiert, dass Grundschleppnetzfischer in der Doggerbank häufig ihre vorgeschriebenen automatischen Identifizierungssyteme (AIS) ausschalten und sich so behördlichen Kontrollen entziehen. Das ist ein schwerer Verstoß gegen britisches und internationales Seerecht.
Während es für den deutschen Teil des Doggerbank-Schutzgebietes zumindest Vorschläge für Fischereibeschränkungen gibt, fehlen diese bisher für die britische Region. Stattdessen hat die Grundschleppnetzfischerei im geschützten Gebiet zugenommen. „Die Natursteine sind eine Notfallmaßnahme, um der Doggerbank den Schutz zu geben, den sie tatsächlich verdient“, so Maack. „Angesichts der akuten Krise der Meere werden echte Schutzgebiete dringender gebraucht als je zuvor.“
Greenpeace-Aktive hatten im Juli im Adlergrund und im August im Fehmarnbelt ebenfalls große Granitsteine zum Schutz der dortigen Natura2000-Gebiete versenkt. Um sicherzustellen, dass die Hindernisse keine Gefahr für den Schiffsverkehr darstellen, wurden die zuständigen Seebehörden und die Fischereiverbände über die Versenkungsorte informiert. Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Umweltverträglichkeitsprüfung ergab, dass die ausgebrachten Felsen nur geringe Auswirkungen auf den geschützten Lebensraum haben.
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Kontaktdaten
-
- Pressestelle
- Allgemeine journalistische Anfragen, Erreichbarkeit montags bis freitags 9 - 14 Uhr
- presse@greenpeace.de
- 040-30618340
-
- Fotoredaktion
-
Anfragen für Bilder //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - photo@greenpeace.de
-
- Videodokumentation
-
Anfragen für Videomaterial //
Mediendatenbank unter media.greenpeace.org - video@greenpeace.de
Verwandte Themen
Verwandte Veröffentlichungen
Stellungnahme zum Streit der Internationalen Meeresbodenbehörde über friedliche Proteste
Greenpeace-Meeresexpertin Daniela Herrmann hält die Abwehrhaltung zahlreicher Länder gegenüber der Einschränkung von Protesten auf Hoher See für ein wichtiges Signal.
Greenpeace zum durchgehend heißesten Jahr für die Meere
Mit dem morgigen Donnerstag liegt die durchschnittliche Temperatur der Weltmeere seit zwölf Monaten an jedem einzelnen Tag höher als je zuvor gemessen, zeigen Daten des US-Wetterdienstes NOAA.
Greenpeace-Stellungnahme zum Einlaufen des neuen Supertrawlers Jan Maria in Bremerhaven
Heute ist der neue Supertrawler Jan Maria erstmals in seinen Heimathafen in Bremerhaven eingelaufen. Das Fabrikschiff des niederländischen Fischereikonzerns Parlevliet & van der Plas will im Nordat...
Greenpeace findet weitere verborgene Steinriffe nahe Gasbohrprojekt vor Borkum
In dem Gebiet, in dem das Energieunternehmen One-Dyas in der Nordsee nach Gas bohren will, befinden sich mehr Steinriffe als bisher angenommen. Das belegt ein von Greenpeace in Auftrag gegebenes Gu...
Aktive von Greenpeace International protestieren im Pazifik für den Schutz der Tiefsee
Gegen zerstörerischen Tiefseebergbau protestieren Umweltschützer:innen von Greenpeace International heute mit Kanus 1500 Kilometer westlich der mexikanischen Küste. Auf Bannern fordern sie “Stoppt...