Berlin, 30. 11. 2020 – Der Konsum von Rind- und Schweinefleisch in Deutschland verursacht pro Jahr externe Kosten von 5,91 Mrd. Euro. Vor allem Umwelt- und Klimaschäden werden so auf die Allgemeinheit abgewälzt. Das ist das Ergebnis einer Studie des Hamburger Beratungsunternehmens Soil & More im Auftrag von Greenpeace. (Link zur Studie: https://bit.ly/2JdGL6N). Würden sich die wahren Kosten der Fleischerzeugung in den Preisen niederschlagen, müsste der Erzeugerpreis für Schweinefleisch aus um 100 Prozent höher liegen, bei Rindfleisch wären es 52 Prozent. „Wer auf Kosten Dritter konsumiert, schadet der Allgemeinheit. Weil Supermärkte ihre Kundschaft mit Billigfleisch ködern wollen, müssen andere einen hohen Preis zahlen. Intensive Tierhaltung für billiges Fleisch verseucht Trinkwasser, befeuert die Klimakrise und treibt die Waldzerstörung voran, ohne dass die dadurch entstehenden Kosten auf dem Preisschild auftauchen“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Martin Hofstetter. „Die Bundesregierung muss dieses eklatante Marktversagen korrigieren.“
Um die sogenannten externen Kosten durch Umwelt- und Klimaschäden zu vermeiden, muss Ordnungsrecht konsequent angewendet werden, etwa zum Immissions- oder Gewässerschutz. Mit Steuern oder Abgaben auf Fleisch könnten das Verursacherprinzip durchgesetzt und irreführende Preissignale für Verbraucherinnen und Verbraucher korrigiert werden. Möglich wäre das mit differenzierten Mehrwertsteuersätzen oder einer CO2-Abgabe. Davon würden Erzeuger profitieren, die besser und mit geringeren externen Kosten wirtschaften. Soil & More verfügt über langjährige Erfahrungen bei der Berechnung wahrer Kosten (True Cost Accounting). Ziel der Studie war es, die verborgenen Kosten unterschiedlicher Haltungssysteme zu kalkulieren. Emission und Flächenverbrauch beim Futtermittelanbau, die Belastung von Böden und Wasser durch Gülle oder Pestizide verursachen Kosten, die der Erzeugerpreis ebenso wenig abbildet, wie die Belastung des Gesundheitssystems durch überhöhten Konsum.
Bei Fleisch aus ökologischer Tierhaltung fällt die Belastung für Umwelt und Klima geringer aus: Um die externen Kosten abzudecken, müsste der Erzeugerpreis für Bio-Schweinefleisch dennoch um 23 Prozent höher liegen, bei Rindfleisch sind es 50 Prozent. Eine komplette Umstellung auf eine ökologische Produktion bei gleich hohem Fleischkonsum in Deutschland würde die externen Kosten auf 3,81 Mrd. Euro senken. Besonders hoch sind die wahren Kosten, wenn Rindfleisch aus Südamerika in Deutschland konsumiert wird – die externen Kosten entsprechen hier 372 Prozent des Erzeugerpreises. Hält die EU an einem Handelsabkommen mit den Mercosur-Staaten fest, wäre ein erhöhter Import von Rindfleisch die Folge. „Die Bundesregierung muss diesem Abkommen endlich eine klare Absage erteilen“, sagt Hofstetter. „Sonst droht ein ruinöser Preiskampf, der die Existenz europäischer Betriebe mit höheren Standards gefährdet und Umwelt- und Klima massiven Schaden zufügt.“
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