Hamburg, 12. 2. 2021 – Ein Verbot für Fleischwerbung kann dazu beitragen, den für Tierwohl, Klima und Gesundheit folgenschweren Fleischkonsum in Deutschland zu reduzieren. Ein rechtlich bindendes Verbot steht im Einklang mit nationalem und europäischem Recht. Das zeigt ein neues Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace [Link zum Gutachten: https://act.gp/3tQ1BM4].
Insbesondere der Lebensmitteleinzelhandel bewirbt meist konventionelles Fleisch ohne weitere Informationsangebote. Die Werbung verschleiert, dass über 95 Prozent der hiesigen Fleischproduktion aus tierschutzwidriger Tierhaltung stammt, Gewässer und Luft verschmutzt sowie einen hohen Einsatz von Antibiotika zur Folge hat. Eine informierte Entscheidung der Kund:innen ist so nicht möglich. “Verbraucher:innen bekommen ständig Fleischwerbung vorgesetzt, die mit Billigpreisen lockt, aber die wahren Kosten des Fleischkonsums verschweigt”, sagt Stephanie Töwe, Landwirtschaftsexpertin von Greenpeace. “Diese Werbung zielt lediglich darauf ab, immer mehr Fleisch zu verkaufen. Ein Werbeverbot kann helfen, den Fleischkonsum zu verringern und so die Klimakrise nicht weiter anzuheizen, Arten zu schützen und Zivilisationskrankheiten zu reduzieren.”
Viele der schädlichen und teuren Folgen für Umwelt, Klima und Gesundheit sind im Preis für Fleischprodukte nicht enthalten. Wegen der schlechten Arbeitsbedingungen und unfairen Bezahlung der Erzeuger:innen ist die Produktion von Fleisch auch sozial ein besonders folgenschwerer Bereich der Lebensmittelherstellung. Um sinkenden Preisen bei Fleischprodukten entgegenzuwirken, hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) im Sommer 2020 angekündigt, Fleischwerbung über den Preis zu verbieten. Das Rechtsgutachten kommt allerdings zu dem Schluss, dass ein Verbot von Preiswerbung wahrscheinlich zu mehr irreführender Werbung hinsichtlich der Haltungsbedingungen führen würde. „Für die Kund:innen wird eine informierte Kaufentscheidung auch dann nicht möglich, wenn anstatt mit Niedrigpreisen mit beschönigenden Bildern geworben würde”, so Töwe. “Das von Ministerin Klöckner geplante Werbeverbot mit Preisen reicht nicht aus. Wer Klima, Tiere und unsere Gesundheit vor den fatalen Folgen der Fleischwirtschaft schützen will, darf überhaupt keine Werbung mehr für Fleisch zulassen.”
Über Greenpeace e.V.
Greenpeace arbeitet international, setzt sich mit direkten, gewaltfreien Aktionen für den Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen von Mensch und Natur und Gerechtigkeit für alle Lebewesen ein.
Das verwendete Bildmaterial steht 14 Tage nach Veröffentlichung zum Download für Medien zur Verfügung. Lieferbedingungen: keine Weitergabe an Dritte, kein Weiterverkauf, keine Archivierung, nur für redaktionelle Zwecke, Quellenangabe obligatorisch.
Kontaktdaten
-
- Kristina Oberhäuser
- Pressesprecherin Agrarwende
- kristina.oberhaeuser@greenpeace.org
- 0171-7099104
Link kopieren
https://presseportal.greenpeace.de/204384-greenpeace-rechtsgutachten-fleischwerbung-kann-gesetzlich-verboten-werdenVerwandte Themen
Verwandte Presseaussendungen
Greenpeace-Stellungnahme zum Bericht der AG Landwirtschaft in den Koalitionsverhandlungen
Anne Hamester, Landwirtschaftsexpertin bei Greenpeace, sieht in der Unverbindlichkeit die Gefahr, dass vereinbarte Klimaziele und der dringend notwendige Arten- und Umweltschutz in Gefahr geraten
Stellungnahme zum Stickstoff-Urteil in den Niederlanden
Zugunsten strengerer Umweltauflagen für die niederländische Landwirtschaft hat heute das nationale Zivilgericht in Den Haag entschieden. Um die umweltschädlichen Stickstoffemissionen zu verringern,...
Greenpeace-Umfrage: Große Mehrheit fordert von Agrarminister:in auch Verbraucherpolitik
Knapp drei Viertel der Bundesbürger:innen erwarten in einer Umfrage vom künftigen Bundeslandwirtschaftsministerium, dass die Interessen von Landwirt:innen und Verbraucher:innen gleichrangig behande...
Stellungnahme zum Vorschlag von Olaf Scholz, die Mehrwertsteuer für Lebensmittel zu senken
Olaf Scholz will den Mehrwertsteuersatz auf Lebensmittel von sieben auf fünf Prozent abzusenken. Greenpeace begrüßt den Vorschlag und fordert eine generationenübergreifend klimagerechte Mehrwertste...
Klimakrise: Greenpeace-Aktive protestieren gegen Methanemissionen aus Fleisch- und Milchindustrie
Auf die besondere Verantwortung der Fleisch- und Milchindustrie in der Klimakrise machen Aktivist:innen von Greenpeace heute bei der Unternehmensgruppe Theo Müller aufmerksam. Mit hohen Milchtüten,...